Schmidts Kater Lojzl - Illustration: Jiří Bernard

Čauky mňauky, allerseits! Es ist traurig, dass es im Zusammenleben von uns Katzen und unseren Dosenöffnern immer mal wieder atmosphärische Störungen gibt. Die gehen prinzipiell von den Zweibeinern aus, die – um es drastisch auszudrücken – zu doof sind, zu begreifen, dass wir Katzen und eben nicht sie die Weltherrschaft innehaben. 

Jetzt spinnen auch die deutschen Zweibeiner. Zum Beispiel in Dresden. Dort wollen die zweibeinigen Entscheider den dort freilaufenden Katzen an den Kragen. Angeblich seien die besonders mordlustig, was die Zahl anderen Getiers massiv bedrohe. 

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Zur Auffrischung des Allgemeinwissens über uns Beherrscher der Welt mal ein paar Fakten: Wir Vierbeiner sind vor 8 000 Jahren einen Lebensverbund mit den Menschen eingegangen. Die Nubische Falbkatze, von der die moderne Hauskatze wie ich abstammt, stellte schon ewig Mäusen und Ratten nach. Damit zog sie das Interesse der an den Ufern des Nils lebenden Ackerbauern auf sich. Da diese Bauern was gegen Fressfeinde hatten, die sich an den Ernten mausig machten, ermunterten sie uns Katzen, auf Feldern und in Vorratsräumen zu jagen. Da das perfekt klappte, eroberten wir uns im Herzen der Zweibeiner schon bald einen Ehrenplatz, in Afrika, Europa und Asien und letztlich auf unserem ganzen Planeten. Heute gibt es weltweit etwa 500 Millionen Hauskatzen. Fazit: es sind die Menschen gewesen, die sich für uns interessiert haben, nicht umgekehrt. Da könnten die heutigen Zweibeiner ruhig mal dankbar sein. Doch was passiert? Seit einiger Zeit kommen mehr und mehr „wissenschaftliche Studien“ daher, die uns verdammen. 

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In Dresden, so heißt es in einer dieser albernen Studien, würden wir Katzen auch massiv den Bestand der Vögel dezimieren. Das ist totaler Unsinn. Keine Katze hat bei der Jagd auf einen gesunden Vogel auch nur den Hauch einer Chance. Vögel sind immer schneller. Ich weiß, wovon ich rede. Außerdem hat mir mein Butler, der Herr Schmidt, sicherheitshalber schon in frühester Kindheit eingeschärft, dass die lustig singenden Vögel prinzipiell unsere Freunde sind, kein Lebendfutter. Dass es immer weniger Vögel gibt, hat vielmehr mit dem immer schmaleren Angebot an Insekten zu tun, die auf der Speisekarte der Piepmätze ganz oben stehen. 

Auch die Tschechen machen sich völlig unsinnige Gedanken um uns. Man soll freilaufende Exemplare nicht mehr füttern. Und man will diese Spezies auch vermehrt kastrieren. Gegen letztere Überlegung ist nichts zu sagen. Aber das mit dem Füttern ist lächerlich. Schon deshalb, weil es wegen des reichlichen Angebots an Mäusen und Ratten gar nicht notwendig ist.

Wie wäre es, wenn sich die zweibeinigen Entscheider mehr Gedanken über das unsinnige Verhalten der Menschen und deren Folgen machen würden? Beispielsweise über den maßgeblich von ihnen verursachten Klimawandel, der uns im Januar tagsüber mehr als 15 Grad Celsius beschert hat. Mein Butler, der Herr Schmidt, erzählte mir, dass es früher im Winter arschkalt gewesen sei und zudem gern auch mal geschneit habe. Nicht nur in seinem nordböhmischen Flecken Kuttendorf, wo er fünf Jahre im Winter immer gebibbert habe. Selbst in Prag habe er einige Winter erlebt, die noch wirkliche Winter waren. Die Älteren von Ihnen werden sich vielleicht auch noch daran erinnern. Heute muss man von Tschechien nach Österreich, in die Schweiz oder nach Frankreich aufbrechen, um noch richtigen Schnee zu erleben, nicht nur den künstlichen aus Schneekanonen.

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Wenn es in Prag mal wieder Schnee gäbe, hätte es mein Butler, der Herr Schmidt, übrigens auch leichter, rauszukriegen, wo ich mich den ganzen lieben langen Tag so herumtreibe, wenn ich nicht gerade 18 Stunden am Stück in seinem Bett schnarche. Katzen hinterlassen im Schnee nämlich Spuren, die man kinderleicht identifizieren kann. Und angeblich, so erzählte mir mein Dosenöffner, ließen sich im Schnee mit uns Katzen herrliche Schneeballschlachten machen. Ich bin mal gespannt, ob ich das auch mal erleben werde. Im diesjährigen „Winter“ wohl eher nicht mehr. In meinem Gärtchen sprießt schon frisches Grün. Da wird wohl der Frühling nicht mehr weit sein. Mit Grasbatzen lassen sich keine Schneeballschlachten veranstalten.

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Nochmal zurück in die Geschichte: Obwohl wir seit 8 000 Jahren mit den Menschen zusammenleben, hat sich unser Design in dieser langen Zeit kein bisschen verändert. Die typische Hauskatze ist von der Form des Kopfes und des Körpers her mit dem ihrer wilden Vorfahren weitgehend identisch. Da wir schon immer für die Schädlingsbekämpfung konfiguriert waren, überließ der Mensch unsere Entwicklung sich selbst. Dabei sollten wir es belassen. Dies ins Stammbuch unserer neuzeitlichen Feinde in Dresden, Prag oder anderswo! Čauky mňauky!

?? Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt ??

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