Manchmal ist nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg dorthin eine Erzählung wert. Das galt auch für einen Kurztrip, den ich mit Freunden kurzfristig gemacht habe. Aber das eigentliche Ziel hat sich natürlich auch gelohnt.

 

Neulich hatten Freunde und ich einen sehr spontanen Einfall: Einen Ausflug nach Krumau an der Moldau (Český Krumlov). Weil das ja mit immerhin einer fast 180 Kilometer langen Strecke von Prag aus einhergeht, überlegten wir schon abends anzureisen. Eine Nacht wollten wir dann in Krumau verbringen, uns am nächsten Tag die Stadt ansehen und danach wieder nach Prag zurückfahren. 

Als wir mit diesen Gedanken spielten, waren wir zugegebenermaßen nicht mehr ganz nüchtern. Euphorisch und ohne zu viele Gedanken zu verschwenden, buchten wir mit dem Bier in der Hand tatsächlich ein kostengünstiges Appartement. Zum Glück waren wir vier am nächsten Tag immer noch geschlossen der Meinung, dass unsere Schnapsidee eine gute war – denn die Unterkunft war nur noch gegen Geld zu stornieren.

In den nächsten Tagen begannen wir also unseren Kurztrip akribisch-deutsch zu planen. Wann genau geht es los, was muss noch eingekauft werden und wer informiert sich zu welchen Sehenswürdigkeiten, um den anderen einen Kurzvortrag zu halten?

Wir hatten die Freiheit mit dem Auto anzureisen. Die Fahrt verlief an sich unspektakulär, bis auf unser Abendessen. Wir hielten an einer Pizzeria, in einem sehr kleinen Dorf (von dem wir auf unserer Fahrt viele sahen) vor Budweis (České Budějovice). Viel ausländischen Besuch, so vermuteten wir, gibt es hier nicht.

In dieser Lokalität hatte sich eine circa zwanzigköpfige Menschenmenge versammelt, augenscheinlich das halbe Dorf. Es gab auch zwei mit Gitarren ausgerüstete Tschechen, die zumindest mit Herzblut tschechische Lieder sangen. Die Lieder wirkten irgendwie alle etwas melancholisch auf uns und passten somit eigentlich nicht in die fröhliche Gesellschaft. Bei der kamen die Musiker aber scheinbar gut an, denn es gab einige, die begeistert mitsangen, was uns wiederum begeisterte.

Als wir an der Theke zur Bestellung standen, beratschlagten wir uns auf Deutsch, ob wir das Essen mitnehmen sollten oder nicht (wir entschieden uns für letzteres). Als wir unser Essen schließlich bestellten, probierten einige von uns ihre Tschechischkenntnisse aus, während andererseits zu unserem Amüsement die Bedienung ihre Deutschkenntnisse an uns erprobte.

Nachdem wir unsere Pizzen unter der musikalischen Begleitung verzehrt hatten, ging es zur Bezahlung. Doch der Gesamtpreis auf der Rechnung war 100 Kronen niedriger, als das, was wir errechnet hatten. Als wir darauf verwiesen, sagte die sehr freundliche Bedienung nur: „Nein, nein, das ist richtig! Ihr kommt aus Deutschland, deshalb gibt es Rabatt. Ich freue mich immer, wenn ich deutsch sprechen kann.“ Wir bedankten uns voller Freude und Erstaunen. Noch nie hatte einer von uns nur wegen seiner Nationalität eine Vergünstigung bekommen. Was diese Episode in meinen Augen umso schöner macht: Es war der Vorabend zum 8. Mai.

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Den Feiertag, den es, wie ich finde, auch in Deutschland geben sollte, verbrachten wir also im schönen Krumau. Für uns alle war es das erste Mal dort und wir waren entzückt von der kleinen Stadt, die so malerisch ist und uns den Alltag der Großstadt Prag vergessen ließ. Am Ende unseres Ausflugs, waren wir uns einig: Die Schnapsidee, hatte sich gelohnt!


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