Am Riegerhaus in Gablonz. Foto: Petra Laurin

Am zweiten Adventswochenende feierte ganz Gablonz (Jablonec nad Nisou) ein deutsch-tschechisches Weihnachtsfest. Auch die deutsche Minderheit und das Haus der tschechisch-deutschen Verständigung in Reinowitz (Rýnovice) machten mit.

„So viele Menschen und so viel positive Energie, das hat mich überrascht“, sagte Roman Hampacher, Pfarrer aus Podiebrad (Poděbrady), der mit dem Gablonzer Chor „Gospel Yetu“ bei der feierlichen Entzündung der Lichter des Weihnachtsbaums auftrat.

Dieses Jahr stand das Weihnachtsfest in ganz Gablonz im Zeichen des tschechisch-deutschen Geistes. Dank der Initiative der Bezirkswirtschaftskammer und der Zusammenarbeit Dutzender Organisatoren konnten Besucher von Cafés und Restaurants eine tschechisch-deutsche Weihnacht mit allen Sinnen erleben. Auch die Hotels Rehavital und Petřín, die Brauerei Volt sowie Glas- und Schmuckhersteller schlossen sich an. Allein in Reinowitz (Rýnovice) kamen über 300 Menschen zusammen.

„Das war eine Pilotveranstaltung, die an das reiche kulturelle Erbe von Gablonz an der Neiße erinnerte“, sagte Iva Linderová, Direktorin der Handelskammer Jablonec sowie des Reichenberger Bezirks. Ziel der Feierlichkeiten war es, die gemeinsame Vergangenheit von Tschechen und Deutschen in der Region in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. „Wir wollen dazu inspirieren, einen gemeinsamen Raum für das Leben zu schaffen. So wie es Generationen unserer Vorfahren versucht haben“, erklärt die Direktorin.

Am 2. Dezember trug das Rieger-Haus der tschechisch-deutschen Verständigung mit zwei Zeitzeugengesprächen mit Angehörigen der deutschen Minderheit zu diesem Mosaik bei. Christa Petrásková hatte eine Kostprobe der Süßigkeiten gebacken, die während des Krieges in den Gablonzer Haushalten auf dem Festtagstisch standen. „Dazu brauchte man nur drei Zutaten: ein wenig Mehl, Lauge und Wasser. In unserem Haus hat das nur dem Hund geschmeckt“, verriet sie. Petr Herkommer erinnerte sich daran, wie eine Familie, die sich auf ihre Deportation vorbereitete, ihr gesamtes Hab und Gut sechs Monate lang in vesiegelte Holzkisten verpackte, und jedes Mal, wenn sie ein Stück saubere Wäsche brauchte, musste sie vorsichtig das Zollsiegel entfernen und es dann unversehrt wieder an der Kiste anbringen. „Wir wissen gar nicht, wie gut es uns jetzt geht“, waren sich die Zeitzeugen einig.

Im Tschechisch-Deutschen Haus der Verständigung gehörten zur traditionellen tschechisch-deutschen Weihnachtsfeier natürlich auch das Basteln von Glasschmuck, Geschenken aus Wolle und Gesang. Auch der Engel und ein weißes Pferd fehlten nicht. Das Fest zog auch kleine Händler an.

Das Rieger-Haus in Gablonz freut sich, dass es mit den Bemühungen um die tschechisch-deutsche Verständigung nicht mehr allein ist.

Fotos der Weihnachtsfeier im und am Rieger-Haus (Petra Laurin):

Pferd Gablonz

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