Foto: Bahnhof Gmünd um 1900

Jahrzehntelang ließen größere Investitionen in die Bahn-Infrastruktur im Wald- und Weinviertel, den an Tschechien angrenzenden Teilen des österreichischen Bundeslandes Niederösterreich, auf sich warten. Nun soll die „Franz-Josefs-Bahn“, die Wien früher mit Eger (Cheb) verband und heute bis zum Grenzübergang Gmünd / České Velenice führt, ausgebaut werden.

Die Fahrt zwischen Wien und Gmünd dauert derzeit mit dem Regionalexpress der Österreichischen Bundesbahnen noch über zwei Stunden, soll aber den Plänen der Landesregierung nach auf etwa 90 Minuten verkürzt werden. Bereits die zweistündige Fahrt ist jedoch schon ein Fortschritt, der allerdings Ende letzten Jahres im Rahmen einer Fahrplanumstellung mit dem Verzicht auf einige Haltepunkte erkauft wurde. Die bereits 2009 ausgebauten Busverbindungen in Niederösterreich sollen diese Lücken füllen helfen.

Mit besseren Anbindungen und günstigeren Taktzeiten bemüht sich Niederösterreich, wieder mehr Fahrgäste in Bus und Bahn zu locken und so die Straßen zu entlasten. Wie die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ berichtet, ist dieser Ausbau aber auch ein Versuch, die seit Jahren anhaltende Abwanderung aus dem Waldviertel einzudämmen, die auch auf mangelnde Infrastruktur und den nicht zuletzt damit verbundenen Arbeitsplatzmangel zurückzuführen ist.

Für eine Verbesserung der derzeit schwächelnden öffentlichen Infrastruktur der historisch bedeutenden Strecke setzen sich auch Initiativen wie „Pro FJB“ ein, die von öffentlichen und gewerblichen Partnern unterstützt werden. Für sie ist die Franz-Josefs-Bahn als Verbindung zwischen Wien und Prag konkurrenzlos. Die 1992 auf die sogenannte Nordbahn verlegte Bahnverbindung „Vindobona“, die Wien über Prag mit Berlin und Hamburg verband und 2014 eingestellt wurde, könnte auf der kürzeren Strecke wieder aufleben.

Von den Investitionen in Österreich würde so auch der grenzüberschreitende Bahnverkehr profitieren. Es gibt bereits Pläne, die „Franz-Josefs-Bahn“, die nun bis zur Grenze modernisiert werden soll, zumindest bis nach Budweis (České Budějovice) zu verlängern und ihr so die internationale Bedeutung wiederzugeben, die sie noch bis in die 1990er Jahre besaß und spätestens 2010 mit der Einstellung der letzten internationalen Verbindungen auf dieser Strecke endgültig verlor. Verhandlungen dazu gibt es bereits, die Umsetzung bleibt aber noch Zukunftsmusik. In mehreren Phasen sollen nun zunächst die Bestandsstrecken ab Wien ausgebaut, neue Abschnitte gelegt und alte Strecken begradigt werden.

Einen Haken hat das Projekt aber derzeit: Land, Bund und Bahn verhandeln noch über einen Finanzierungsschlüssel. Erst wenn klar ist, wer welche Summe beisteuert, kann der Ausbau wirklich beginnen. Wie das Büro von Landesrat Karl Wilfing der Zeitung „Die Presse“ mitteilte, bewegen sich die Schätzungen für den Abschluss der ersten Phase dementsprechend zwischen fünf und zehn Jahren. Ob mit diesem Tempo der boomende private Fernbusverkehr zwischen den Hauptstädten eingeholt werden kann, der in keiner der Städte entlang der Franz-Josefs-Bahn Halt macht, bleibt fraglich.

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