Jaroslav Rudiš - Foto: ČTK

Literaturkennern in Deutschland dürfte der Name Jaroslav Rudiš längst bekannt sein. Mit seinen Werken „Der Himmel unter Berlin“ (2002), „Grandhotel“ (2006), „Alois Nebel. Leben nach Fahrplan“ (2013) und vielen weiteren, die allesamt ins Deutsche übersetzt wurden, erlangte der 1972 geborene tschechische Autor über seine Landesgrenzen hinweg Bekanntheit.

 

Seinen neuesten Roman „Winterbergs letzte Reise“ (2019) verfasste Rudiš, der eine Zeit lang in Berlin lebte, gar in deutscher Sprache. Nun erhält er für dieses Werk den Dresdner Chamisso-Preis/Hellerau, mit dem herausragende Beiträge zur Gegenwartsliteratur von Autorinnen und Autoren gewürdigt werden, die durch einen persönlichen Kultur- und Sprachwechsel neue und eigenständige Antworten auf die Fragen der pluralen und globalisierten Welt zu geben vermögen. Das gab am Donnerstag Martina Reková, die mit Rudiš zusammenarbeitet, der tschechischen Nachrichtenagentur ČTK bekannt.

„In seinem ersten Roman in deutscher Sprache ‚Winterbergs letzte Reise‘ schickt der tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudiš einen alten Mann in Begleitung seines Pflegers auf eine Zugfahrt quer durch Mitteleuropa. Rudiš lässt sein Helden-Duo das fatale 20. Jahrhundert mit seinen Kriegen, Vertreibungen und ideologischen Brüchen auf überraschende Weise ergründen und eigene Verwicklungen aufspüren. Fahrplan und Schienennetz werden zu Nahtstellen eines zerrissenen Kontinents. Jaroslav Rudiš gelingt eine originelle literarische Inbesitznahme eines geschichtsträchtigen Terrains“, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Auch Rudiš äußerte sich bereits zu seiner Ehrung mit dem Chamisso-Preis/Hellerau: „Ich freue mich riesig darüber. Die Hauptfiguren meines auf Deutsch verfassten Romans sind Wenzel Winterberg, ein fast Hundertjähriger, der gebürtig aus Reichenberg (Liberec), und sein Pfleger, der tschechische Emigrant Jan Kraus. Eines Tages steigen sie gemeinsam in einen Zug und begeben sich auf eine letzte Reise quer durch die Geschichte Mitteleuropas von Berlin bis nach Sarajewo. Mit Vandam aus dem Roman ‚Nationalstraße‘ verbindet Winterberg das Interesse an der Geschichte. Beide wissen, dass sie uns in der Hand haben. Und sie trinken beide gerne Bier.“

Die feierliche Preisübergabe findet am 5. Februar im historischen Gebäudeensemble der Deutschen Werkstätten Hellerau in Dresden statt. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird von Förderern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft gestiftet.


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