Das Schönhengster Sagenland - Foto: Irene Kunc

Die Bezeichnung „Schönhengst“ oder „Schönhengster Land“ tauchte zum ersten Mal im Jahre 1813 im „Mährischen Wanderer für das Jahr 1813“ von Josef Jurende auf. Über die Herkunft dieses Namens erzählen verschiedene regionale Sagen.

Der Schinder und der Schöne

Eine Überlieferung besagt, dass um die Mitte des 13. Jahrhunderts Friedrich von Schönburg als Grundherr über das Trübauer Land herrschte. Von seiner Burg oben am Kamm des Gebirgszuges westlich der Stadt aus, wo heute die Straße nach Zwittau (heute Svitavy) die Höhe überquert, unternahm er räuberische Züge in das Nachbarland, das damals dem Olmützer Bischof gehörte. Dort bedrängte er Bauern und Bürger. Deshalb erhielt er den unrühmlichen Spitznamen „der Schinder“. Und sein Hengst, der ihn auf seinen Raubzügen trug, hieß demnach „Schinderhengst“. Als dem Ritter diese Bezeichnungen zu Ohren kamen, geriet er in heftigen Zorn, verbot ihre Verwendung unter schweren Strafen und befahl, Burg, Berg und Pferd künftig „Schönberg“ bzw. „Schönhengst“ zu nennen.

Nach einer anderen Erzählung kam vor vielen Jahren ein Fuhrmann die steile Passstraße des mit dichtem Wald bedeckten Bergzuges zwischen Trübau (heute Moravská Třebová) und Zwittau herangefahren. Der Weg war schlecht und von langem Regen aufgeweicht. Tief schnitten die Räder in den Boden ein, schließlich schaffte es das Pferd trotz Peitschenhieben und Scheltworten nicht mehr, den schweren Wagen weiter den Berg hinauf zu ziehen. Das abgehetzte Pferd kam nicht mehr von der Stelle, es stürzte und verendete nach kurzer Zeit. Der Fuhrmann jammerte daraufhin: „Mein schöner Hengst! Ach, mein schöner Hengst!“ Nachkommende Fuhrleute hörten das und erzählten es weiter. Seit jener Zeit führt nicht nur der Steilhang der Passstraße, sondern der ganze Gebirgszug den Namen „Schönhengst“.Schönhengster Sagen von Alois Czerny - Foto: Irene Kunc

Die Schwedenmauer

Jener Schönhengst-Kamm liegt westlich von Mährisch Trübau. Nach Osten fällt der Gebirgszug steil ab und bildet mächtige Felsmauern. Nach Westen gegen Zwittau hin ist sein Gefälle flach. Dichter Wald bedeckt seine Hänge und reichten in vergangenen Jahrhunderten bis an die Stadtmauern von Trübau und Zwittau heran. Die Bewohner nannten das gesamte Gebiet den „Großen Wald“.

Durch diesen Wald führte seit jeher schon immer die Straße über den Schönhengster Sattel, einige hundert Meter südlich einer wilden Felswand. Diese trug stets den Namen Totenwand oder auch Schwedenmauer. Warum, davon berichtet folgende Sage:

Im Dreißigjährigen Krieg wollte eine schwedische Reiterschar die Stadt Zwittau überfallen. Weil die Schweden des Weges unkundig waren und tiefer Schnee lag, verirrten sie sich bald. Die wilden Gesellen waren darüber so ergrimmt, dass sie schworen, die Zwittauer dafür bitter entgelten zu lassen. Schon war der feindliche Schwarm nicht mehr weit von Zwittau entfernt, da senkte sich dichter Nebel über das tief verschneite Waldland. Die Schweden verloren neuerdings die Richtung. Fluchend ritten sie kreuz und quer umher, bis sie wiederum droben auf dem Schönhengster Pass die Straße erreichten.

Hier stand damals ein einsames Wirtshaus. Die Schweden trommelten den Wirt heraus und zwangen ihn unter Androhung des Todes, sie auf kürzestem Weg nach Zwittau zu führen. Sie banden ihn auf ein reiterloses Pferd und jagten mit ihm hinaus in die neblige Winternacht.

Unterdessen begann ein noch dichteres Schneetreiben und die Schweden, auf ihren Führer vertrauend, frohlockten, da sie glaubten, bei solchem Wetter umso leichter die ahnungslose Stadt überrumpeln zu können. Dafür war dem Gefangenen nicht wohl zumute. Immer wieder musste er daran denken, welch schreckliches Unheil durch seine Mitschuld über Zwittau hereinbrechen würde. Dazu hatten sein Weib und Kind in der Stadt Zuflucht gefunden. Schreckensbilder der brennenden und geplünderten Stadt stiegen vor seinem Auge auf und in das Heulen des Windes glaubte er das Ächzen und Stöhnen der niedergemachten, geschändeten Menschen zuhören. Da beschloss er, sich zu opfern und zugleich den Feind zu verderben.

An der Spitze der Reiterschar jagte er, von der Straße abbiegend, jener steil abfallenden Felswand zu. Droben angekommen gab er seinem Pferd zusätzlich die Sporen. Dieses sprang weit hinaus in das weiße Nichts, Ross und Reiter zerschellten in der Tiefe. Unkundig der drohenden Gefahr sprengten ihm die schwedischen Reiter nach und fanden, so wie ihr Führer, den Tod in jenem tiefen Abgrund. So hat der einfache Wirt seine Familie und die ganze Stadt Zwittau wahrlich vor dem Überfall der Schweden bewahrt.

Es heißt: Noch grünen und rauschen die alten Bäume droben an den Berghängen, drunten aber am Fuße des Abgrundes, der seit jener Zeit „Schwedenmauer“ heißt, kann man bis heute Knochen, Hufeisen, verrostete Sporen und Sattelschnallen finden.

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