Bären gab es früher auch im Böhmerwald.Foto: Pixabay

Der Böhmerwald bietet einen reichen Schatz an Sagen und Legenden. Auch dort treiben der Teufel und andere Gestalten ihr Unwesen.

In der Schwarzau lebte eine reiche Bäuerin, und die war eine Hexe. Sie hatte in der Stube am Trambaum droben einen eisernen Topf hängen, und wenn sie ausbutterte, stieg sie auf der Leiter hinauf, holte aus dem Topf ein rotes Pulver und streute es in den Rührkübel, dann nahm die Butter schier kein Ende und das Weib butterte oft einen ganzen Zuber voll aus. Das merkte der Knecht, und nahm sich einmal heimlich ein solches Pulverlein aus dem Topf und brachte es seiner Mutter. Seine Mutter versuchte gleich die Kunst, und sie spürte bald mit Freuden, dass viel mehr Butter wurde als sonst. Aber da klirrte es draußen im Haus wie von Ketten, und es stampfte und riss die Tür auf, und ein rußiger Kerl kam herein, der hatte zwei Hörnlein durch den grünen Jägerhut stecken, und unter der Achsel trug er ein enzdickes Buch, drin stak ein Geißfuß. Der Kerl sagte grob: „Wenn du willst den Schwindel treiben, musst du dich ins Büchel schreiben.“ Er hielt ihr den Geißfuß hin, sie soll damit ihren Namen ins Buch kratzen. Aber sie war ein rechtschaffenes Weib und drum sagte sie: „Nein, nein, mein Bürschel, das tu ich nit.“ Da meinte der mit den Hörnern: „Ist auch recht!“ und trampelte wieder davon. Wie das Weib jetzt ins Butterfass hineinschaute, war nichts als Roßdreck drin. Pfui Teufel!

Das Dörfchen Schwarzau (Švarcava) existiert heute nicht mehr. Nach dem Krieg wurde die überwiegend deutschsprachige Bevölkerung vertrieben und die Häuser in den 1950er Jahren zerstört. Foto: Creative Commons/Luboš Matuš (CC BY 3.0)

Das Dörfchen Schwarzau (Švarcava) existiert heute nicht mehr. Nach dem Krieg wurde die überwiegend deutschsprachige Bevölkerung vertrieben und die Häuser in den 1950er Jahren zerstört. Foto: Creative Commons/Luboš Matuš (CC BY 3.0)

Der böhmische Mann

Am Föhrenberg hinter Hadruwa (Hadrava), dort wo das deutsche Land ein Ende nimmt, war es vorzeiten nicht sauber, der böhmische Mann regierte dort und oft hörte man ihn nachts schreien: „Hohoho!“ Ein spöttischer Knecht ging einmal nach dem Betläuten spät über die Einöden. Es stach ihn der Fürwitz, und also rief er in den schwarzen Wald hinein: „Böhmischer Mann, daher!“ Pixpax hatte er ihn schon am Buckel hängen. Das Haar zog es ihm geberg, er schwitzte und schleppte und meinte, Himmel und Erde müsse er tragen. Erst wie er zu einem geweihten Marterstock kam, ward er des Weihizers wieder ledig.

Ein anderes Mal um die Winterzeit, die Sterne standen schon über dem Chodenwald, da reisten die Dirnen mit dem Rocken ins Dorf. Ein Bursch wollte sich vor ihnen stolz zeigen und schrie: „Hohoho, böhmischer Mann, geh her zu mir!“ Es grauste dem Burschen aber vor der eigenen Stimme und geschwind sprang er in ein Haus und riegelte hinter sich fest zu. Aber schon lehnte der Weihiz am Fenster und leuchtete in die Spinnstube hinein. Die Leute drin versteckten sich hinterm Ofen, hinterm Bett und unterm Tisch. Der draußen schlich nach einer Weile wieder fort. Aber der Bursch blieb in dem Haus über Nacht und traute sich erst in der Früh heim. Er verschwor sich: „Mein Lebtag nimmer schrei ich dem böhmischen Mann.“

Der Bärentöter

Der Pfannenklamperer war ein fester Mann, der fürchtete nichts auf der Welt. Einmal stapfte er durch den Seewald, und wie er über eine Rohne stieg, stand vor ihm ein großmächtiger Bär auf. Dem Klamperer fiel im ersten Schreck die Hacke auf die Erde. Aber weil er einmal gehört hatte, dass der Bär davonrennt, wenn man ihn scharf ins Auge nimmt, so schaute er dem wilden Vieh hart ins Gesicht, und das vertrug der Zottige nicht, er kehrte sich ab und trabte davon. Jetzt erst kam dem Mann der rechte Zorn, er hob flink die Hacke auf und trieb sie mit aller Kraft dem Bären in den Buckel. Da wehrte sich der Bär und schlug mit den Krallen auf den Mann los, aber der starke Pfannenklamperer ließ nicht aus und erwürgte ihn.

Im Klammergespreng hielt sich in verwichenen Tagen ein Bär, der riss den armen Leuten das Vieh nieder, und es traute sich schier kein Hirte mehr, die Herde in den Wald zu treiben. Schließlich nahm sich ein Bauer aus Klinisch-Hammern, ein rechter Mannskerl, das Herz, er hängte den Vorderlader um und ging ins Klammergespreng. Der Bär wälzte sich gerade vor seinem Loch, und die Sonne tat ihm wohl. Wie der Bauer das schreckliche Vieh mit dem pechigen Pelz sah, fürchtete er, seine Schröte könnten zu lind sein, drum riss er sich die bleiernen Knöpfe vom Brustfleck ab und stieß sie in die Büchse. Jetzt legte er den Lauf in eine Baumzwiesel und schoss den Bären mit einem bleiernen Knopf maustot über den Haufen. Hernach zog der Schütz dem Vieh die Haut ab und wickelte sich darein. Seit der Zeit spürt man im Hammerer Gericht keinen Bären mehr.

Entnommen aus Hans Watzlik: „Die Böhmerwäldler Sagen“ (Waldkirchen, 1952)

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