Kaufmannssohn, Torhüter, Soldat, Manager, Verlagsmitarbeiter, Häftling, Flüchtling und Rückkehrer, all das und noch mehr war Kurt Landauer in seinem bewegten Leben. Bekannt ist er heute aber vor allem durch seine drei erfolgreichen Amtszeiten als Präsident des FC Bayern München. Aber eigentlich müsste es heißen: Er ist heute wieder bekannt.

 

Erst mit dem neu aufkommenden Interesse an der frühen Geschichte des FC Bayern München rückte auch Kurt Landauer wieder ins Rampenlicht. 2010 entstand ein Dokumentarfilm, der auf seinen Beitrag zum Erfolg des Vereins aufmerksam machte und 2014 schließlich der Spielfilm „Landauer. Der Präsident“ von Regisseur Hans Steinbichler und Drehbuchautor Dirk Kämper. Der Fernsehfilm mit Josef Bierbichler in der Hauptrolle wurde zum ersten Mal auf dem Filmfest München vorgestellt und dann im deutschen Fernsehen gezeigt. Er folgt Kurt Landauers Biographie ab der ersten gewonnenen Meisterschaft 1932 bis zu seinem Ausscheiden 1951 mit kleinen historischen Freiheiten.

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Am 5. Januar feierte „Landauer. Der Präsident“ nun Tschechien-Premiere in Prag. Gezeigt wurde der Film vor großem Publikum im Kino Ponrepo auf Deutsch mit tschechischen Untertiteln auf Initiative des Deutschen Fußballclubs Prag in Zusammenarbeit mit dem Multikulturellen Zentrum Prag, dem jüdischen Sportverein Hakoach und der Landesversammlung und gefördert durch das Bundesinnenministerium.

Biographie mit Brüchen

Geboren wurde Landauer am 28. Juli 1884 im oberbayerischen Planegg südwestlich von München als dritter Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie mit eigenem Bekleidungsgeschäft. Bereits mit sieben Jahren spielte er das erste Mal für den FC Bayern München als Torhüter und blieb ihm zeitlebens verbunden.

In der Saison 1913 und 1914 war er zum ersten Mal Präsident des Vereins. In diesen Zeitraum fielen übrigens zwei Freundschaftsspiele gegen den Deutschen Fußballclub Prag, von denen eines mit 1:0 gewonnen und eines mit 0:1 verloren wurde. Gegen den Teplitzer (Teplice) Fußballklub spielte man damals nur einmal, vielleicht auch wegen der deutlichen 2:7 Niederlage.

Mit dem Ersten Weltkrieg kam die erste große Zäsur in Landauers Leben. Von 1914 bis 1918 war er Teil der Kriegsmaschinerie des Kaiserreichs und kehrte danach als Träger des Eisernen Kreuzes nach Hause zurück. Er knüpfte ab 1919 nahtlos an seine erste Vereinspräsidentschaft an und verhalf dem FC Bayern München zu einem steten regionalen und landesweiten Aufstieg.

Die erste deutsche Meisterschaft ließ trotz mehrmaliger Finalteilnahmen jedoch bis 1932 auf sich warten. Zu dem Zeitpunkt war Landauer neben seiner Vereinspräsidentschaft auch im Berufsleben erfolgreich. Zwar war das Damenoberbekleidungsgeschäft der Familie schon 1928 in finanzielle Nöte geraten und musste geschlossen werden, Landauer fand aber 1930 eine neue Stelle bei der damals

auflagenstärksten Zeitung in Süddeutschland, den katholisch-monarchistisch geprägten Münchner Neuesten Nachrichten. Dort stieg er rasch zum Büroleiter der Anzeigenabteilung auf. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kam jedoch der nächste Bruch.

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Flucht und Rückkehr

Es dauerte nicht lang, bis es auch bei den Münchner Neuesten Nachrichten zu Entlassungen und Verhaftungen kam. Redaktionsleiter Anton Betz wurde in sogenannte „Schutzhaft“ genommen und SS-Sturmbannführer Leo Friedrich Hausleiter als Geschäftsführer eingesetzt. Auch Landauer verlor wegen seines jüdischen Glaubens seine Arbeit und war längere Zeit arbeitslos. Schließlich fand er 1935 doch dank seiner Erfahrungen im Familienbetrieb wieder eine Anstellung in einem Wäschegeschäft.

Im November 1938, nur einen Tag nach der Pogromnacht, wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Erst im Mai 1939 wurde er wieder entlassen. Er zögerte nicht und floh in die Schweiz. Vier seiner sechs Geschwister wurden aber von den Nazis ermordet.

Auch im Exil blieb Landauer seinem Verein treu und die Spieler des FC Bayern München hatten ihren ehemaligen Präsidenten nicht vergessen. Während eines Freundschaftsspiels 1940 in Zürich begrüßten sie Kurt Landauer, der von der Tribüne aus zusah, herzlich.

Erst 1947 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm abermals die Präsidentschaft von FC Bayern München, diesmal bis zu seiner überraschenden Abwahl 1951. Trotzdem blieb er seinem Verein verbunden und wurde für sein Wirken geehrt. Zehn Jahre später, am 21. Dezember 1961 starb Kurt Landauer in einem Münchener Krankenhaus. Seine Verdienste um den Verein und den Fußballsport gerieten nicht nur in München in Vergessenheit – zunächst.

Der wiedergegründete DFC Prag, der seinerseits lange Zeit vergessen schien, holte den ehemaligen Präsidenten seines früheren sportlichen Rivalen nun im Film nach Prag und bemüht sich auch sonst um die Erhaltung der deutschen Sportgeschichte in Tschechien. Die Landesversammlung unterstützt diese Mammutaufgabe und arbeitet bereits mit dem DFC bereits an weiteren Projekten.

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