Schmidts Kater Lojzl - Illustration: Jiří Bernard

Schmidts Kater Lojzl ist im Ferienstress. Sein Butler ist nämlich verreist und er muss die monatliche LandesEcho-Kater-Kolumne selbst in den Computer tippen. Keine einfache Angelegenheit! Lojzl weiß sich aber zu helfen.

Čauky mňauky, allerseits! Eigentlich sollten jetzt alle Urlaub oder sonst wie Ferien haben. Haben sie auch. Nur ich nicht! Ich muss mich quälen! 

Sie haben bestimmt gedacht, so eine Kolumne wie die meine, schreibt sich von allein. Nach dem Motto: Der Chefredakteur ruft: „Abrakadabra, hokus pokus fidibus, dreimal schwarzer Kater!“, und schon steht der Kater-Text in seinem Computer. Und das zur Sicherheit dreimal. 

Aber da sind Sie, liebe Leser, einem schweren Irrtum aufgesessen. Nur wenn ich vorher drei Kilo Gehirnschmalz aufgewendet habe, ploppt da etwas auf dem Chef-Bildschirm auf. Und im Sommer ist es sogar noch sehr viel schlimmer: Da kann ich meinem Butler, dem Herrn Schmidt, der im fernen Urlaub weilt, zwar telefonisch mitteilen, was ich mir für Sie, liebe Katzenfreunde, ausgedacht habe. Ich wünsche dabei selbstverständlich keinerlei Kritik von meinem Dosenöffner. Danach nämlich kommt erst der ganz schwere Teil der Arbeit: Ich muss meinen Text auch noch selbst auf meinem Computer sozusagen zu Papier bringen. 

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Das ist die reinste Qual. Ich muss vorher immer zur Katzenpfoten-Maniküre. Dort werden mir meine Krallen genau auf Länge gekürzt und gefeilt, damit ich die Tasten mit den Buchstaben auch ja perfekt treffe. Mein Butler, der Herr Schmidt, schreibt zu diesem Zweck immer ein dreiseitiges Hinweisblatt an die Damen von der Maniküre, damit die genau wissen, was sie zu feilen haben. Wer mal gesehen hat, wie lange und ausdauernd beispielsweise weibliche Bankangestellte sich die Fingernägel schön machen, obwohl an der Kasse der Bank eine lange Schlange von Kunden steht, der ahnt, dass das Feilen meiner Krallen ein ganz schönes Stück Arbeit ist. 

In einem Punkt unterscheiden sich meine Krallen von den Fingernägeln der weiblichen Zweibeiner: Sie müssen, nachdem sie auf die richtige Länge gebracht worden sind, nicht auch noch bunt angemalt werden. Meine Krallen sind von Natur aus schön und bedürfen keines grellgrünen oder pinkfarbenen Krallenlacks. Das sähe bei einer Katze peinlich aus. Und ich bin ja sogar ein Kater. Das ginge überhaupt nicht. Ich würde mich ja zum Gespött der Vier- und Zweibeiner machen.

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Bin ich krallenmäßig auf dem idealen Stand, muss ich mich schnellstmöglich an den Computer setzen, weil meine Krallen ja ständig wachsen. Würde ich beispielsweise nach dem Besuch bei der Katzenpfoten-Maniküre eine geschlagene Woche auf der faulen Katzenhaut liegen, würde ich schon nicht mehr die richtigen Tasten treffen. Niemand würde verstehen, was ich da geschrieben habe. Dabei stecken doch drei Kilo Gehirnschmalz in dem Text. Das wäre alles umsonst gewesen. Der Chefredakteur müsste in seiner schieren Verzweiflung meinen Butler, den Herrn Schmidt, in seinem Urlaubsort anrufen und sofort zurück nach Prag expedieren, damit er meine Kater-Kolumne in die Tasten haut.

Das aber wäre der schlimmste anzunehmende Fall. Meinem Butler, dem Herrn Schmidt, wäre der Urlaub versaut. Und so lieb er mich auch hat und so untertan er mir ist – seine Reaktion darauf möchte ich bitteschön nicht erleben. Er würde mich teeren, federn, vierteilen und mich anschließend auf den Grill werfen. Wenn ihm nicht noch Schlimmeres einfiele. Na gut, na ja, das würde der Herr Schmidt natürlich nicht tun. Aber er wäre schon verdammt sauer auf mich. Das riskiere ich lieber nicht.

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Zumal die vorzeitige Rückkehr meines Butlers auch bedeuten würde, dass meine aktuelle süße Cat-Sitterin vorzeitig meine Bemutterung aufgeben und von dannen ziehen müsste. Ich liebe meine süßen Girls, die sich immer beide Beine ausreißen, damit ich mich wohl fühle. Würde ich also ihren vorzeitigen Abgang provozieren, würde ich selbst den Ast absägen, auf dem ich sitze. Mit anderen Worten, ich wäre schön blöd. Und das will ich mir denn doch nicht nachsagen lassen.

Also sitze ich über Stunden an meinem Computer und versuche im Schweiße meines Angesichts die jeweils richtige Taste auf der Tastatur zu treffen. Spaß sieht anders aus. Da sträuben sich mir die Barthaare!

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In diesem Jahr ist mir aber eine glänzende Idee gekommen: Es wäre doch gelacht, wenn sich die Arbeit meiner süßen Cat-Sitterrinnen darin erschöpfen sollte, mir die Futterdosen zu öffnen, mich ausgiebig zu streicheln und mit mir zu spielen, bis ich ermattet eindöse. Ich habe mir gesagt, dass eigentlich die völlig unterforderten Cat-Sitterrinnen meine Kolumne in meinen Computer schreiben können. Das müsste natürlich unter uns bleiben. Ich für meinen Teil bin jedenfalls nicht so blöd, diesen tollen Trick meinem Butler zu verraten. Und meine Cat-Sitterrinnen belohne ich mit langen gemeinsamen Schmusestunden. Wäre gelacht, wenn ich die Mädels nicht rumkriegte. Bin ich ein Kater oder bin ich ein Kater? Čauky mňauky!     

?? Schmidts Kater Lojzl (ohne Hilfe seines Butlers Hans-Jörg Schmidt) ??

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