Das tschechische Atomkraftwerk Dukovany, Foto: ČEZ

Die EU setzt auf Atom und Zeman zieht nach Taiwan. Unser Autor Luboš Palata wagt eine nicht ganz ernst gemeinte Vorschau auf das neue Jahr.

In ihrer Neujahrsansprache erklärt Angela Merkel, dass sie es sich anders überlegt hat und an der Spitze ihrer Christlich Demokratischen Union erneut für die Kanzlerschaft kandidiert. Das mit AKK als Nachfolgerin an der Spitze der Partei war nur ein schlechter Witz.

Der Bundestag beschließt auf Vorschlag von Merkel eine Verfassungsänderung. Künftig dürfen Personen, deren Namen wegen ihrer Länge in keine Zeitungsüberschrift passt, nicht mehr Bundeskanzler werden.

Grünes atomares Europa

Die Bundesregierung kommt aufgrund wissenschaftlicher Einschätzung zur Erkenntnis, dass, um alle AKW im Land durch Wind- und Sonnenenergie zu ersetzen, das ganze Staatsgebiet Deutschlands einschließlich der Hoheitsgewässer von Photovoltaikanlagen und Windrädern bedeckt sein müsste und dann immer noch 35 Prozent der nötigen Energie fehlen würde. Die Grünen schlagen zwar vor, 250 000 Quadratkilometer der Zentralsahara von Algerien, Libyen und Ägypten abzukaufen und das Gebiet zum neuen Bundesland zu machen, um das Energieproblem zu lösen. Wegen des Widerstands von Lichtenstein, das die Verlegung des Stromkabels aus der Sahara nach Deutschland über sein Staatsgebiet ablehnt, muss das Vorhaben aber aufgegeben werden.

Stattdessen gibt die Bundesregierung die Rückkehr zur Atomenergie bekannt und verpflichtet sich, bis Ende 2021 die ersten Atomkraftwerke zu bauen, alle auf dem Gebiet Ostdeutschlands, das sich wegen der geringen Bevölkerungsdichte dafür am besten eignet. Die tschechische Regierung von Andrej Babiš nimmt die Information, dass eins der Atomkraftwerke im Gebiet zwischen Herrnskretschen (Hřensko) und Bad Schandau gebaut wird, mit Begeisterung auf.

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Auch die Europäische Kommission unterstützt die Pläne Deutschlands mit Begeisterung. Im Mai beschließt das Europäische Parlament auf Vorschlag der Grünen den gesamteuropäischen Plan zur Entwicklung der Atomenergie mit einem Volumen von 500 Milliarden Euro. Dessen Ziel ist der Bau von 100 neuen Atomblöcken mit einer installierten Gesamtleistung von 200 000 Megawatt bis 2050. Außerdem wurde die Richtlinie verabschiedet, dass ab 2021 alle neu erbauten Eigenheime obligatorisch mit einem Heim-AKW ausgestattet sein müssen, um energetisch unabhängig zu sein.

Dank dieser wesentlichen Beschlüsse hebt das Europäische Parlament bereits im Juni 2020 den Klimanotstand auf und ruft eine Zeit des energetischen Wohlstands aus. Außerdem wird das Verbot, klassische Glühlampen und zu luxuriöse Autos zu verkaufen, sowie auch einige andere, ähnliche Maßnahmen aufgehoben.

Mit dem Übergang der Europäischen Union auf die Atomenergie entstehen hunderttausende neue Arbeitsplätze und bereits Ende 2020 sind die europäischen Hersteller von Atomblöcken Weltmarktführer. Von dem Boom profitiert auch Tschechien, wo der Hersteller Škoda Jaderné strojírenství bei Umsatz, Gewinn und Zahl der Mitarbeiter die VW-Tochter Škoda aus Jungbunzlau (Mladá Boleslav) als größtes tschechisches Unternehmen ablöst und die tschechischen Atomreaktoren den Großteil des Weltmarktes erobern.

Der Klimagipfel im Dezember 2020 im moldauischen Chisinau erklärt, dass das Problem der Klimaerwärmung durch den massiven Umstieg auf die Atomenergie gelöst ist. Der optimistische Grundton der Konferenz wird zwar von einigen kleineren Explosionen in eiligst erbauten Kernkraftwerken gestört, aber in der Abschlusserklärung kommen diese nicht vor.

Koalition aus Millionen Momente und Freunde Miloš Zemans

Eine sehr optimistische Stimmung herrscht das ganze Jahr über auch in der Tschechischen Republik. Das Durchschnittsgehalt wächst um 100 Prozent, nachdem nach einem kleineren Unfall auf dem Fußweg vor der Straka-Akademie, dem Sitz der tschechischen Regierung, Premierminister Andrej Babiš anordnet, die Gehälter aller Beschäftigten des Konzerns Agrofert auf das Niveau der Gehälter in den Firmen von Agrofert in Ostdeutschland anzuheben. Alle tschechischen Firmen müssen daraufhin mit Agrofert gleichziehen.

Um das auch bezahlen zu können, ordnet er zuerst den Verkauf seines Medienimperiums an. Als das niemand nicht einmal umsonst übernehmen will, löst er seine Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunkstationen einfach auf. Nach einem kleinen Disput mit seiner Ehefrau Monika erklärt er im Februar seinen Rückzug aus der Politik und den Eintritt in ein Kloster auf der Halbinsel Athos. Die neue Regierung wird in Tschechien aus einer großen Koalition aus der Bürgerbewegung Millionen Momente und der Partei der Freunde Miloš Zemans gebildet, die aus den Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der ersten freien Wahlen im Juni 1990 hervorgeht.

Das Kabinett wird auch von Präsident Miloš Zeman unterstützt, bei dem nach einer Änderung der Medikamentengabe ein plötzlicher Persönlichkeitswandel eingesetzt hat. Er verspürt auf einmal eine Abneigung gegenüber Alkohol, Zigaretten, dem TV-Sender Barrandov und den chinesischen Kommunisten. Anstatt nach Peking reist er Ende des Jahres auf Besuch nach Taiwan.

Putin verliert die Krim, Tschechien übernimmt den Euro

Beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj schlägt Zeman eine militärische Invasion der NATO zur Befreiung der von Russland annektierten Halbinsel Krim vor, die im September durchgeführt wird. Die tschechische Marineinfanterie landet bei Jalta. Nach der Kapitulation von Sewastopol, das die russischen Verteidiger als letztes erst zwei Stunden nach Beginn der Operation aufgeben, dankt Präsident Wladimir Putin ab und zieht sich irgendwohin in die Taiga zurück, wo man nie wieder etwas von ihm hört.

In der Nacht vom 31. Dezember 2020 auf den 1. Januar 2021 führt Tschechien den Euro ein und die Regierungen in Prag und Pressburg erklären die Neubildung der Tschechoslowakei. Das Jahr 2020 konnte einfach nicht glücklicher verlaufen.

Der Autor ist Redakteur der Tageszeitung Deník.

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