Noch sind nur wenig Kinder in der Notbetreuung. Ab Montag öffnen weitere Kitas. Foto: ČTK/Taneček David

Angesichts sinkender Zahlen hat die Regierung einen Lockerungsplan beschlossen. Als erstes sind Kitas dran. Bei der Öffnungsstrategie geht das Land behutsam vor. Dabei kommt erstmals ein altbekanntes Instrument zum Einsatz.

Es geht um nichts weniger als das Ende der Pandemie. Mit dem Plan, den die Regierung in ihrer außerordentlichen Sitzung am Donnerstag verabschiedet hat, will Tschechien nicht weniger als „einen Punkt hinter die Geschichte des Coronavirus machen“, wie der offizielle Slogan verspricht. Dabei geht das Land anders als bei vorherigen Öffnungsschritten, behutsam vor. Die Priorität liegt klar bei Schulen und Kindergarten. Vor zwei Wochen durften bereits Grundschüler wieder in die Schulen, nicht ohne entsprechende Vorsichtsmaßnahmen. Der Unterricht findet im Wechsel statt. Die Schüler tragen auch im Unterricht Masken und sie werden wie Lehrer regelmäßig getestet.

Kinder und Jugendliche haben Priorität

Als weiterer Schritt öffnen ab Montag Kindergärten und beginnt die praktische Ausbildung an Mittelschulen und den höheren Jahrgängen der Hochschulen, die nur in Anwesenheit möglich ist. Außerdem dürfen begrenzt auch wieder Kinder und Jugendliche in Sportgemeinschaften trainieren. Allerdings gilt das nur für Bezirke, wo es die Pandemielage erlaubt. Bisher sind das nur die Bezirke Karlsbad (Karlovy Vary), Königgrätz (Hradec Králové) und Pilsen (Plzeň). Ausschlaggebend ist ein Wert, der bisher in Tschechien nicht die Hauptrolle spielte: Die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen der letzten sieben Tage auf 100.000 Einwohner. Die wird offiziell bislang nur für die Landkreise gemessen. Landesweit und für die Bezirke veröffentlichte das Gesundheitsministerium bisher dazu keine Zahlen.

Für Kitas und Schulen wurde dabei eine Inzidenz von 100 als entscheidender Wert festgelegt. Erst wenn diese Zahl im gesamten Bezirk unterschritten wird, dürfen Kinder zurück in die Kitas. Am Montag entscheidet die Regierung, ob ab 3. Mai auch weiterführende Schulen öffnen dürfen. Das ist ebenfalls neu. Die Regierung will künftig vorhersehbarer kommunizieren. Immer am Montag wird der nächste Öffnungsschritt ab der kommenden Woche angekündigt sowie am Donnerstag in Abhängigkeit von der Pandemielage bestätigt.

Öffnung je nach Inzidenz

Die weiteren Öffnungsschritte spielen sich in sogenannten Wellen oder Päckchen ab. Anders als für das erste Päckchen, das jetzt schon gilt, sind für die weiteren Öffnungsschritte keine konkreten Termine festgelegt. Als Nächstes wäre aber die Öffnung des Einzelhandels, die Zulassung körpernaher Dienstleistungen wie Friseur und Kosmetik, die Öffnung von Galerien und Museen sowie Tiersalons an der Reihe. Außerdem dürfen selbst zahlende Post-Covid-Patienten zur Kur fahren. Bleibt die Pandemielage stabil, gilt für den Start dieses Päckchens der 3. Mai. Bisher sind nur Grundversorger wie Supermärkte, Drogerien und Apotheken offen. Außerdem öffneten am 12. April als erstes Schreibwarenläden, Geschäfte mit Kindersachen sowie die Außenbereiche von Zoos und Botanischen Gärten. Auch Wochenmärkte sind seitdem wieder erlaubt.

Ab Stufe drei sind bei einer Inzidenz von 100 wieder alle Dienstleistungen möglich. Hochzeiten und Beerdigungen sind im Außenbereich mit bis zu 30 Personen zugelassen.

Hotels und Restaurants nicht vor Mitte Mai

Erst ab Stufe vier dürfen auch Hotels und Pensionen wieder öffnen. Voraussetzung ist aber eine Inzidenz von höchstens 75. Außerdem ist die maximale Kapazität zunächst auf 25 Prozent begrenzt. In dieses Päckchen fallen auch Open-Air-Konzerte und -Theater, Burgen und Schlösser sowie die Außenbereiche von Cafés und Restaurants. Eingeschränkt sind auch Sportveranstaltungen mit Zuschauern möglich. Selbst wenn sich die Pandemielage in Tschechien weiter so positiv entwickelt, ist damit laut Regierungsplan aber nicht vor dem 17. Mai zu rechnen.

Kultur in Innenräumen wie Kinos, Theater, Konzerte sowie Hallenbäder, Saunas und Wellnesszentren öffnen erst mit Stufe fünf und bei einer Inzidenz von unter 50. Außerdem sind als Eintrittsberechtigung zusätzlich Nachweise über Testung, Impfung oder überstandene COVID-Erkrankung erforderlich. Eine entsprechende App wird in Abstimmung mit anderen europäischen Ländern entwickelt und soll voraussichtlich ab Juni starten.

Erfreuliche Pandemielage

Die Pandemielage in Tschechien gibt Anlass, dass zumindest die nächsten Öffnungsschritte wie geplant erfolgen. Die täglichen Infektionszahlen sinken kontinuierlich und die Inzidenz lag am Freitagmorgen landesweit schon bei 171. Fast 17 Prozent der Menschen haben zudem schon eine Erstimpfung erhalten, 8,6 Prozent sind vollständig immunisiert. 1,5 Millionen Menschen sind von Covid geheilt.

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