Das Koordinierungszentrum Tandem fördert den Jugendaustausch zwischen jungen Menschen aus Deutschland und Tschechien. Foto: Václav Šváb

Der Deutsche Bundestag beschloss für das Jahr 2021 eine Aufstockung der finanziellen Mittel für die deutsch-tschechische Jugendarbeit um 500.000 Euro. Zuvor hatte das Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch Tandem mit Sitz in Regensburg ostbayerische Abgeordnete der Koalitionsfraktionen gebeten, die Erhöhung des Fördervolumens auf Bundesebene durchzusetzen.

Um einen Eindruck von der Arbeit des Koordinierungszentrums zu bekommen, besuchte die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Marianne Schieder im Sommer die Einrichtung. Dabei zeigte sie sich besonders beeindruckt von der länderübergreifenden Aufarbeitung des Nationalsozialismus, welche Tandem mit seiner Tätigkeit unterstützt. Außerdem machte sich CSU-Bundestagsmitglied Peter Aumer bei einem Besuch in Regensburg ein Bild von der Arbeit des Koordinierungszentrums. Für ihn bedeutet die Erhöhung der Fördermittel auch eine Investition in die Grenzregion Bayern, für die der Länderaustausch von hoher wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung ist.

Thomas Rudner, Leiter des Koordinierungszentrums, betonte die Notwendigkeit der zusätzlichen finanziellen Mittel: „Die aktuelle Corona-Situation hat dem internationalen Jugendaustausch immensen Schaden zugefügt. Wir werden große Anstrengungen unternehmen müssen, neu entstandene Vorbehalte zwischen den Ländern abzubauen.“ Weiterhin bedankte er sich für die Unterstützung der Abgeordneten auf Bundesebene: „Auch ohne Corona hatten wir einen Mehrbedarf von einer halben Million Euro jährlich, da schon seit Jahren die Summe der beantragten Fördergelder unseren Fördertopf regelmäßig überstieg. Mein Dank gilt daher unseren Unterstützern, die sich maßgeblich für unsere Arbeit im Deutschen Bundestag eingesetzt haben. Wir finden es großartig, dass sich Marianne Schieder und Peter Aumer, Abgeordnete aus den beiden Regierungsfraktionen, für die deutsch-tschechische Jugendarbeit eingebracht haben. Ich sehe das als deutliche Wertschätzung der Träger der jugendpolitischen Zusammenarbeit beider Länder.“

Die Parlamentarische Geschäftsführerin Marianne Schieder (SPD) bei ihrem Besuch der Regensburger Tandem-Geschäftsstelle mit dem Leiter des Koordinierungszentrums Thomas Rudner. Foto: Stephanie Schütz

Die Parlamentarische Geschäftsführerin Marianne Schieder (SPD) bei ihrem Besuch der Regensburger Tandem-Geschäftsstelle mit dem Leiter des Koordinierungszentrums Thomas Rudner. Foto: Stephanie Schütz

„Jugend gestaltet Zukunft“

Die zusätzlichen finanziellen Mittel sollen vielfältig eingesetzt werden. Neben dem Ausbau der jugendpolitischen Zusammenarbeit sollen Gelder in das außerschulische Arbeitsfeld und die Förderung von Projekten Dritter fließen. Unter dem Themen-und Förderschwerpunkt „Jugend gestaltet Zukunft“ plant das Koordinierungszentrum für das Jahr 2021 eine Reihe von Angeboten, die die Jugendlichen auf beiden Seiten der Grenze im kritischen Umgang mit Medien vertraut machen sollen. Im Mittelpunkt des Jahresthemas steht ein dreitägiges deutsch-tschechisches Mediencamp. Im Rahmen der Veranstaltung werden den Teilnehmenden grundlegende handwerkliche Fähigkeiten des Journalismus vermittelt sowie Raum für den Austausch über die Berichterstattung im jeweils anderen Land geboten. Inhaltlich stehen Themen wie „Fake News“ und „kritisches Denken“ auf dem Programm. Dabei werden die Jugendlichen von Expertinnen und Experten aus der journalistischen Praxis unterstützt: Journalistinnen und Journalisten, Pressefotografinnen und Pressefotografen sowie Influencerinnen und Influencer werden Einblicke in ihren Arbeitsalltag geben. Dabei bekommen die Teilnehmenden nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern außerdem die Möglichkeit, als Jugendreporterinnen und Jugendreporter das Erlernte in der Praxis anzuwenden. In deutsch-tschechischen Teams sollen Reportagen zu selbst gewählten Themen entstehen, die anschließend in beiden Ländern veröffentlicht werden.

Fachlicher Austausch

Zusätzlich soll der Austausch der Nachbarländer durch ein Angebot von Werkstattgesprächen für Fachkräfte gefördert werden. Inhaltlich orientieren sich die Gespräche an Empfehlungen, die aus dem kürzlich herausgegebenen 16. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung hervorgegangen sind. In jeder Legislaturperiode analysiert ein Expertenteam die Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter und erarbeitet für diese Generation relevante Trends und Herausforderungen. In Anlehnung an den Bericht werden die Werkstattgespräche Bereiche wie Umweltschutz, Bewältigung der Pandemie, Digitalisierung oder Menschenfeindlichkeit thematisieren. Ziel ist es, neben dem fachlichen Austausch die Zusammenarbeit auf inhaltlicher und methodischer Ebene anzuregen sowie Menschen auf beiden Seiten der Grenze miteinander zu verbinden.

Tandem

Die Tandem Koordinierungszentren beraten und unterstützen Institutionen und Organisationen in Tschechien und Deutschland bei der Durchführung und Intensivierung des deutsch-tschechischen Jugendaustausches sowie der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der Jugendarbeit. Seit 1997 bereits tragen die Koordinierungszentren mit Sitz in Regensburg und Pilsen (Plzeň) im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik mit ihrer Arbeit zur Annäherung und Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den beiden Ländern bei. Hierzu werden eine Vielzahl von Kooperations-und Austauschprogrammen für Jugendliche angeboten. Die Trägerschaft auf deutscher Seite liegt beim Bund sowie den Ländern Bayern und Sachsen.

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