Foto: Simon Römer am Rednerpult - Bild: LE/tra

Das internationale Sommercamp für Jugendliche der deutschen Minderheiten aus den Ländern Mittel- und Osteuropas fand dieses Jahr im polnischen Mrągowo (Sensburg) statt. Simon Römer, ifa-Kulturmanager bei der Landesversammlung in Prag, erzählt im LandesEcho-Interview von seinen Erfahrungen bei den Sommercamps.

 

 

Veranstaltet wurde das bereits vierte internationale Sommercamp in diesem Jahr neben dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und dem Goethe-Institut Krakau maßgeblich vom Bund der Jugend der deutschen Minderheit (BJDM) und dem Verband der deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Polen (vdg). 80 Teilnehmer im Alter zwischen 14 und 17 Jahren lernten sich beim Sommercamp kennen, erkundeten die Umgebung und verbesserten so spielerisch ihre Deutschkenntnisse.

LE: Du bist schon das dritte Mal als ifa-Kulturmanager dabei gewesen. Was hat sich seit den Anfängen des Projekts verändert?

Die größte Veränderung ist die Anzahl der Herkunftsländer. 2015 in Tschechien kamen die Jugendlichen aus fünf verschiedenen Ländern. Dieses Jahr waren es schon zehn. Gleichzeitig werden das Camp und die Organisation immer professioneller. Man lernt viel aus den kleinen Fehlerchen, die man in den Vorjahren vielleicht begangen hat.

LE: Wie schafft man es, 80 Jugendliche aus ganz unterschiedlichen Ländern unter einen Hut zu bekommen?

Ich wundere mich immer, wie ähnlich sich die Jugendlichen im Endeffekt sind. Sie hören die gleiche Musik, kleiden sich gleich und haben die gleichen Interessen. Da spürt man eigentlich keine Grenzen. Den Unterschied merkt man dann höchstens beim Frühstück oder Mittagessen – wer sich zum Beispiel Weißbrot nimmt oder Schwarzbrot. Das logistische Problem, wie man 80 Jugendliche alle an einen Punkt bekommt, ist da sicherlich weitaus größer.

LE: Welche Projekte der Jugendlichen haben Dich in diesem Jahr besonders beeindruckt?

Ich mag alle Projekte sehr und schätze die Arbeit der Deutschlehrkräfte und Workshopleiter ungemein. Am meisten beeindruckt hat mich dieses Jahr jedoch die Arbeit von den Workshopleitern Sebastian aus Polen und Miruna aus Rumänien. Sie haben es geschafft, innerhalb von nur sechs Tagen ein Theaterstück zu konzipieren mit dem Thema „Migration früher und heute“. Was sie uns dann bei der Abschlusspräsentation gezeigt haben, hat uns alle überwältigt und gerührt. In dem Theaterstück erzählten sie die Geschichte einer Frau, die 1945 aus dem heutigen Polen vertrieben wurde und eines Mädchens aus Syrien, was heute mit ähnlichen Problemen beim Ankommen kämpft, wie die Dame vor über 70 Jahren.

LE: Welche Rückmeldungen der Jugendlichen und ihrer Eltern gibt es zu den Sommercamps?

Die Rückmeldungen sind immer sehr positiv. Das zeigt sich auch immer an der Anzahl der Jugendlichen, die schon das zweite oder dritte Mal am Camp teilgenommen haben. Für sie ist das Sommercamp ein Höhepunkt des Jahres. Da entstehen länderübergreifende Freundschaften, die dank sozialer Medien, auch super gepflegt werden.

LE: Welche nachhaltigen Ergebnisse haben die internationalen Sommercamps für ihre Teilnehmer?

Vordergründig sollen sich die Jugendlichen vernetzen und ihre deutschen Sprachfähigkeiten verbessern. Gleichzeitig lernen sie in den Workshops unglaublich viel. Dieses Jahr lag der Schwerpunkt unter anderem bei den Themen Meinungsfreiheit, soziales Engagement, soziale Medien und Populismus. Bei diesem Projekt zeigt sich Europa von seiner schönsten Seite und ich hoffe, dass die Teilnehmer es später aktiv gestalten werden – hoffentlich auch wegen ihrer positiven Erfahrungen beim Sommercamp.

LE: Was wünscht Du Dir für das nächste Sommercamp? Kann man noch etwas besser machen?

Eine konstant feste Internetverbindung! Das gab es bis jetzt noch bei keinem Sommercamp. 80 Jugendliche bekommen jedes Netz zum Kollabieren.

Das Gespräch führte Tomáš Randýsek.

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