Schmidts Kater Lojzl - Illustration: Jiří Bernard

Čauky, mňauky, allerseits! Der Herr Schmidt, der mein Butler ist, hat dieser Tage eine bemerkenswerte Feststellung gemacht: Er arbeitet im falschen Beruf. Bemerkenswert an dieser Feststellung ist, dass ihm das erst nach mehr als 40 Jahren journalistischer Arbeit aufgefallen ist.

Das alles hängt nicht damit zusammen, dass der Herr Schmidt derzeit mit einer seiner Zeitungen so große Probleme hat, dass er ab dem kommenden Jahr nicht mehr für sie schreiben wird. Nein, mein Streichler ist darauf gekommen, nachdem er einen Artikel über das Verhältnis zwischen den Zwei- und uns Vierbeinern gelesen hat. Einen hochwissenschaftlichen Artikel!

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Japanische Katzenforscher wollen demnach etwas Bahnbrechendes herausgefunden haben: Katzen verstünden ihren Namen und würden den aus einer Vielzahl von Wörtern heraushören. Wörtlich heißt es in dem Artikel: „Hauskatzen können tatsächlich ihren Namen aus anderen Wörtern heraushören“, schreiben Atsuko Saito von der Sophia-Universität in Tokio und sein Team im Fachmagazin „Scientific Reports“. Es sei der erste experimentelle Nachweis, dass Katzen verbale Lautäußerungen von Menschen verstehen können. Das Team um Saito untersuchte insgesamt 78 Katzen. Die Forscher schauten sich unter anderem an, wie die Tiere reagieren, wenn sie zunächst hintereinander vier allgemeine japanische Wörter vom Band hören. Dabei nahm die Aufmerksamkeit der Katzen immer weiter ab. Dann wurde ihnen ihr eigener Name vorgespielt. Die Forscher achteten darauf, dass die Wörter einen ähnlichen Klang wie der jeweilige Name der Katze hatten und dass sie gleich betont wurden. Das Ergebnis: Mehrheitlich reagierten die Katzen auf ihren Namen. Sie bewegten ihre Ohren oder den Kopf mehr. Der Effekt war auch zu beobachten, wenn nicht der Katzenbesitzer selbst zu seinem Tier sprach, sondern eine fremde Person.

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An dem Punkt brach mein Herr Schmidt, der erfahrene Katzenflüsterer, in schallendes Gelächter aus. Nachdem er mir diese hochwissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem fernen Japan vorgelesen hatte, fügte er einigermaßen verzweifelt hinzu: „Wieso habe ich in meinem langen Leben alles falsch gemacht? Weshalb bin ich nicht japanischer Katzenforscher geworden?“ Ich konnte meinem der Katzenforschung verloren gegangenen Butler zumindest teilweise den Grund dafür nennen: „Du bist einfach kein Japaner.“ Was ich nebenbei bemerkt schon wiederholt bedauert habe, weil ich sonst täglich dem (japanischen) Herrn Schmidt den Lachs vom Klebe-Reis seines Sushi klauen könnte.

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Aber zurück zu den sagenhaften Ergebnissen der japanischen Forscher. Wenn jeder von denen sich privat eine eigene Katze halten würde, wären sie schon sehr viel eher darauf gekommen, dass wir Vierbeiner nicht völlig blöd sind. Die ersten domestizierten Katzen haben sich dem Menschen freiwillig angeschlossen. Sie betrachten die Menschen in einem gemeinsamen Haushalt als ihresgleichen, nicht als Chef im Ring. Das setzt Augenhöhe voraus. Und es ist ein ganz alter Hut und wirklich keine wissenschaftliche Sensation, dass Katzen ihre nur etwas größer geratenen zweibeinigen Butler aufs Wort verstehen, nicht nur, wenn man ihren Namen ruft. Die Tatsache, dass sie ohne Ende von ihren Sklaven verwöhnt werden, bildet die Grundlage der längst bewiesenen Tatsache, dass sie die Weltherrschaft innehaben. So wie ich, der stolze Kater Lojzl. Das einzige, was mir mein Zweibeiner, der Herr Schmidt voraus hat: er kann mir den Namen geben, der ihm gefällt. Na gut, na ja, er kann anders als ich noch den Kühlschrank öffnen.

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Was die Forscher aus dem fernen Japan überhaupt nicht begriffen haben: Wir verstehen jedes Wort der Zweibeiner. Wenn wir das wollen. Das unterscheidet uns massiv von den ständig mit ihrem Schwanz wedelnden Hunden, die ihre Frauchen oder Herrchen immer abgöttisch lieben – und das vor allem auch zeigen. Hunde sind – sorry – tatsächlich ein bisschen blöd im Kopf. Wir Katzen würden uns niemals unterwürfig gegenüber unseren Zweibeinern verhalten. Logisch: Wer die Weltherrschaft hat, ordnet sich nie einem anderen unter. Wir sind da doch um Längen geschickter: Unser Trick besteht darin, dass wir die Zweibeiner zu einem uns wohlgefälligen Leben erziehen. Täglich, stündlich, ja minütlich. Wir geben unseren Sklaven raffiniert das gute Gefühl, sich selbst viel wohler zu fühlen, wenn sie uns etwas Gutes tun. Deshalb haben wir auch für die gern genommenen Streicheleinheiten ein schönes weiches Fell und nicht so stachlige Stacheln wie ein Igel oder gar ein Stachelschwein. Und schon gar nicht bellen wir blöd in der Gegend rum.

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Mein Fazit: Herr Schmidt macht das schon gut als Journalist, muss auf seine alten Tage nicht mehr umschulen und dazu am Ende noch Japaner werden – obwohl Fisch vom Sushi total lecker ist. Mein Sklave liebt und achtet mich. Und ich ihn – wenn mir gerade mal danach ist. Čauky, mňauky!

?? Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt ??


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