Blick in das Juwelenzimmer vor dem Raub, Foto: SKD/David Pinzer

Kunstdiebe drangen am Montagmorgen in das Dresdner Grüne Gewölbe ein und raubten drei wertvolle Juwelen-Garnituren aus der Sammlung von Kurfürst August dem Starken. Für Sachsen stellen sie so etwas wie die Kronjuwelen auf der Prager Burg dar.

„Diese Garnituren haben unschätzbaren kunst- und kulturhistorischen Wert. Wir sind schockiert von der Brutalität der Räuber“, sagte die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Marion Ackermann. „Der reine Materialwert ist eher nicht so hoch. Aber der ideelle Wert besteht in darin, dass diese Garnituren komplett aus dem 18. Jahrhundert erhalten sind. Diese Art zu Schleifen gibt es heute nicht mehr“, fuhr Ackermann fort. Der Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer, Dirk Syndram, nannte die Sammlung eine Art Weltkulturerbe von Sachsen.

Auch Politiker zeigten sich schockiert. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretzschmer nannte den Raub einen „Anschlag auf Sachsen“. Kunstministerin Eva-Maria Stange sagte: „Die gestohlenen Schmuckstücke gehören zu den Kronjuwelen der sächsischen Könige. Sie gehören nach Sachsen.“

Bisherigen Erkenntnissen zufolge drangen mindestens zwei Diebe durch ein vergittertes Fenster in den Raum mit den Juwelen-Garnituren ein, begaben sich zielgerichtet auf die Vitrine zu. Sowohl Außenfenster, als auch Vitrine waren aus Sicherheitsglas, welches die Diebe zerstören konnten. Die zwei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sahen über Videokameras, dass mindestens zwei Personen in das Museum eingedrungen waren. 4.59 Uhr meldeten sie den Einbruch der Polizei. 5.04 Uhr ein erster Streifenwagen da, wenige Minuten später traf der Kriminaldauerdienst ein, der wiederum weitere Verstärkung anforderte. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Diebe aber bereits auf der Flucht.

Die Polizei schließt einen Zusammenhang zu einem brennenden Stromkasten in der Nähe des Museums und den Brand eines Autos wenige Kilometer weit weg nicht aus. Bei dem Auto könnte es sich um das erste Fluchtfahrzeug handeln. Die sächsische Polizei hat alle verfügbaren Kräfte zusammengezogen. Auch die Polizei der Nachbarländer ist informiert.

Zum jetzigen Zeitpunkt dauern die Ermittlungen vor Ort noch an. Es steht daher noch nicht fest, welche Schätze genau gestohlen wurden. Auch das Grüne Gewölbe bleibt vorerst noch geschlossen.

Das Grüne Gewölbe umfasst rund 3000 Objekte aus dem 18. Jahrhundert, die der sächsische Kurfürst August der Starke sammeln ließ. Neben der Juwelensammlung gehören dazu auch Schätze aus Elfenbein und Bernstein. Die Sammlung überstand die Bombardierung Dresdens am Ende des Zweiten Weltkrieges und wurde als eine der wenigen Schätze aus dem zerstörten Dresdner Schloss schon bald wieder öffentlich gezeigt. Seit 2006 ist sie wieder an ihrem historischen Ort im Erdgeschoss des Schlosses zu finden.

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