Der deutsch-tschechische Identitätenmix wird in dem Stück mit viel Gefühl und "Cit" untersucht - Foto: Divadlo Na zábradlí

Warum leben Deutsche und Tschechen eigentlich schon seit Tausend Jahren zusammen? Danach fragt das erste deutsch-tschechische Kabarett im Stück „Das Thema“ am Prager Theater Am Geländer. Außerdem in den Kulturtipps: Geometrische Abstraktionen von Zdeněk Sýkora in der Regionalgalerie Reichenberg sowie der Prager Galerie Zdeněk Sklenář und Weltpremiere der Oper über das absurde Stalin-Denkmal im Nationaltheater Brünn.

Deutsch-tschechischer Identitätenmix im Kabarett

Am Dienstag, den 11. Februar, führt das Theater Am Geländer (Divadlo Na zábradlí) das erste deutsch-tschechische Kabarett „Das Thema“ („To téma) auf. Nach den Veranstaltern werden die Künstler während dieses originellen Theaterabends „ungnädig und mit totalem persönlichem Einsatz in wilden und zärtlichen Sprachbeissereien“ danach fragen, warum Deutsche und Tschechen hier überhaupt schon seit Tausend Jahren zusammenleben. Das Thema des Zusammenlebens wird mit Hilfe von eigensinnigen Methoden erforscht, wobei man sich von der Politik fernhalten möchte. Stattdessen wird der „Identitätenmix im deutsch-tschechischen Kontext“ mit Gefühl („cit“) untersucht. Das multikulturelle Team besteht aus demtschechischen Performer und Musiker Roman Horák, dem Prager Ensemble Farma v jeskyni, dem deutschen Perfomer Sven Ofner vom Chor Marika Singers sowie dem in Prag lebenden Schweizer Texter, Musiker, Sänger und Performer Philipp Schenker vom Theater Archa, der gleichzeitig die Regie des Kabaretts übernommen hat. Als Gast wird die tschechische Performerin Markéta Richterová auftreten.

Mehr auf der Webseite des Theaters am Geländer

Sýkora in Reichenberg und Prag

Zdeněk Sýkora (1920-2011) zählt zu den Ikonen der tschechischen geometrischen Abstraktion - Foto: Oblastní Galerie LiberecSeine Arbeiten findet man weltweit, so z. B. in der Exposition des Pariser Centre Poumpidou. Die Serigrafien von Zdeněk Sýkora (1920-2011), den man zu den Ikonen der tschechischen geometrischen Abstraktion zählt, zeigt aktuell die Regionalgalerie Reichenberg (Oblastní galerie Liberec) in der Ausstellung „Geometrische Strukturen. Zu Ehren von Zdeněk Sýkora“ („Geometrické struktury. Pocta Zdeňku Sýkorovi“). Sechs großformatige Graphiken, die die Regionalgalerie in ihren Besitz erst vor Kurzem erworben hat, sind in der sog. Unterbassin-Halle der Galerie zu betrachten. Sýkora, der als einer der ersten Künstler schon während der 60er Jahre den Computer in seinem Schaffen benutzte, blieb weiterhin der Malerei treu, wobei er Farben, Formen und ihre gegenseitigen Beziehungen ausspielte. Gemeinsam mit Sýkoras großformatigen Grafikblättern werden auch Werke von zwölf Vertretern der geometrischen Abstraktion in Tschechien präsentiert, darunter Statuen von Karel Malich, Hugo Demartini, kinetische Plastiken von Radoslav Kratina sowie Arbeiten von Regionalkünstlern wie František Pavlů oder Jarmila Kurandová. In diesem Umfang wurde die Kollektion abstrakter geometrischer Kompositionen bis jetzt noch nie präsentiert. Die Ausstellung mit Begleitführungen findet in der Regionalgalerie Reichenberg bis 26. April 2020 statt.

In Prag feiert man Sýkoras 100. Geburtsjahr mit der Ausstellung „Zdeněk Sýkora 100“ in der Galerie Zdeněk Sklenář im barocken Schönkirch-Palast (Schönkirchovský palác) in Prag 1. Die Kuratorin Lenka Sýkorová stellt dort ihren Ehemann nicht nur als einen einflussreichen Künstler vor, sondern auch als einen Menschen, der liebte und geliebt worden ist. Die außerordentliche Installation des Architekten Josef Pleskot bietet genügend Raum für die Kontemplation des Besuchers. Die Ehrung Sýkoras ergänzen kostbare Buchausgaben mit originellen Illustrationen des Autors sowie Filmdokumente über sein Leben und Werk. Parallel zur Ausstellung erscheint der Katalog „Zdeněk Sýkora – Meine Natur“ („Zdeněk Sýkora Moje příroda“).

Mehr auf den Webseiten der Regionalgalerie Reichenberg sowie der Galerie Zdeněk Sklenář

Stalin-Denkmal als Opernstoff

In der Oper "Monument" geht es um das ehemalige Stalin-Denkmal in Prag - Foto: Janáčkovo divadlo BrnoDas Opernensemble des Janáček-Nationaltheaters Brünn (Janáčkovo divadlo Brno) führt am Freitag, den 7. Februar, die Weltpremiere der Oper „Monument“ auf. Im Stück, das eigens für die Brünner Opernbühne geschrieben wurde, werden gemeinsam das große Orchester, zehn Solistinnen und Solisten sowie der Opernchor, der Tschechische Akademiechor und der Kinderchor Brünn auftreten. Die Inspiration zu diesem Opernwerk fanden der Autor des Librettos, David Radok, und der Komponist und gleichzeitig Chefdirigent des Brünner Nationaltheaters, Marko Ivanović, im tragischen Schicksal von Otakar Švec (1892–1955). Denn nachdem der tschechoslowakische Bildhauer 1949 aus dem Wettbewerb für die Gestaltung des Stalin-Denkmals in Prag siegreich hervorgegangen ist, wurde ihm sein megalomanischer, kaum realisierbarer Entwurf zum Verhängnis. „Das Monument beruht zwar auf realen historischen Ereignissen um das gigantische Stalin-Mahnmal auf der Prager Letná-Ebene, doch es handelt es sich keinesfalls um ein Dokument. Vielmehr stellt es eine freie Inspiration über diesen absurden Bau dar, mit dem ein Massenmörder gefeiert wurde. Man findet darin jegliche Ingredienzen eines antiken Dramas vor“, betont der Regisseur Radok. Nach ihm spiegelt das zeitlose Opernwerk künstlerische und moralische Dilemmata, denen ein Schöpfer seit Ewigkeit standhalten muss. In den Hauptrollen werden Svatopluk Sem, Markéta Cukrová und Roman Hoza zu sehen und hören sein. Die zweite Aufführung von „Monument“ erfolgt am Samstag, den 8. Februar 2020.

Mehr auf der Webseite des Nationaltheaters Brünn

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