Seit November gibt es in Prag eine neue Statue von Jaroslav Róna: Eine rote Giraffe mit Duschkopf. Foto: Detmar Doering

Vor kurzem machte noch die Aufstellung einer Statue Maria Theresias Schlagzeilen, jetzt ist es eine Giraffe. Prag erlebt zurzeit einen Boom beim Aufstellen von Skulpturen.

Seit dem 10. November steht die Žirafa (so heißt „Giraffe“ auf Tschechisch) in der Pikrtova im eher sehr modern und gewerblich bebauten Stadtteil Pankrác. Und so steht sie nun wie ein bunter Farbklecks inmitten großer Bürokomplexe. Trotz ihrer stolzen zehn Meter Höhe nimmt sie sich fast schon ein wenig verloren aus, wenn man sich ihr von der Ferne nähert – was sich ändert, wenn man direkt davorsteht.

Von der Größe kann auch der Schöpfer der Giraffe ein Lied singen: Jaroslav Róna. Von ihm hatten wir hier bereits sein Franz-Kafka-Denkmal neben der Spanischen Synagoge vorgestellt, das bereits zeigte, was man auch bei der Giraffe sieht: Mut zum Unorthodoxen und ein wenig Schrägen. Die Giraffe hat zum Beispiel keinen Giraffenkopf, sondern stattdessen einen Duschkopf. Zurück zur Größe: Róna hatte hier gelernt. 2015 hatte er in seinem Atelier seine berühmte, lediglich acht Meter hohe Reiterstatue von Markgraf Jobst von Mähren für die Innenstadt von Brünn (Brno) gestaltet. Dafür musste er zeitweise das Dach des Ateliers abbauen. Das musste er bei der Giraffe nicht mehr tun. Obwohl man es nicht sieht, besteht die nämlich aus mehreren Teilen, die erst vor Ort in Pankrác zusammengesetzt wurden.

Die Skulptur wurde in der Tat aus 180 Kupferteilen und etlichen Stücken anderen Metalls zusammengefügt. Und warum der Duschkopf? „Es ist eine fiktive Kreatur. Sie wurde von einer Giraffe inspiriert, aber als ich sie entwarf, sahen meine Tochter und ich Pokémon-Filme und ich wollte, dass die Statue so verspielt ist wie diese seltsamen Charaktere“, sagte Róna nach der Aufstellung vor der Presse. Das erklärt den Duschkopf – und auch, warum die Giraffe rot ist und so einen putzigen Schwanz hat.

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Finanziert wurde die Giraffe nicht von den Stadtvätern bzw. -müttern im Rat, wie das so oft bei Skulpturen im öffentlichen Raum der Fall ist, sondern von einem kunstsinnigen privaten Investor, der anscheinend in der Nähe ein Büro hat. Der ließ Róna künstlerisch freie Hand, um das an dieser Stelle nicht so übermäßig attraktive Umfeld zu verschönern. Und so meinte der Künstler, es sei seine „Absicht, Skulpturen herzustellen, die in dem Raum funktionieren, in dem sie vorgesehen sind“. Die Skulptur lockt bereits in dieser sonst eher besucherfreien Zone etliche Besucher an. Besonders bei kleinen Kindern scheint sie ausgesprochen beliebt zu sein. Das ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass Rónas rote Giraffe hier tatsächlich „funktioniert“.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog Ahoj aus Prag!


Ahoj aus PragAhoj aus Prag! Seit September 2016 leben wir berufsbedingt in Prag. Wir – eigentlich Rheinländer – haben sie schon voll in unser Herz geschlossen, diese Stadt! Deshalb dieser Blog, in dem wir Fotos und Kurzberichte über das posten, was diese Stadt so zu bieten hat und was wir so erleben. Wir, das sind:

Lieselotte Stockhausen-Doering und Detmar Doering

… und unser Hund Lady Edith! Wer sich in Prag einmal umschauen möchte, wird auf diesem Blog nach einiger Zeit sicher Interessantes finden, was nicht jeder zu sehen bekommt, der die Stadt besucht. Viel Spaß beim Lesen!

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