Die Preisträger im UT Connewitz in Leipzig, Foto: Ondřej Staněk

Am Wochenende wurde in Leipzig an acht Journalisten aus Tschechien und Deutschland der Deutsch-tschechische Journalistenpreis vergeben. LandesEcho-Autorin Alena Wagnerová wurde mit dem Sonderpreis für ihre langjährige, herausragende journalistische Tätigkeit geehrt.

Im UT Connewitz Leipzig wurden am Freitagabend durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds sowie die Journalistenverbände in Deutschland (DJV) und Tschechien (Syndikát novinářů) acht Beiträge heraus-ragender Journalistinnen und Journalisten ausgezeichnet. Vor über 200 Gästen, darunter der ehemalige tschechische Außenminister Karel Scharzenberg und Roland Jahn, Bundesbeauftragter für Stasi-Unterlagen, wurden die Preisträgerinnen und Preisträger für eine klischeefreie und differenzierte Wahrnehmung des jeweiligen Nachbarlandes geehrt, die ein besseres Verständnis zwischen Deutschen und Tschechen fördert. In den Kategorien Text, Audio und Multimedia gingen die Preise an: Oliver Hach (Freie Presse),  Adéla Tallisová Dražanová (Reportér magazín), Jacqueline Hene (MDR Sachsen), Petr Dudek/ Jan Pokorný/ Petr Pospíšil/ Ondřej Suchan/ Martin Veselovský (Český rozhlas, Radiožurnál), Dennis Wagner (ARD) und Jiří Fiedor (Česká televize (ČT2). Den Sonderpreis „Milena Jesenská“ erhielt Kirill Ščeblykin (Deník N) für einen aktuellen Beitrag, der sich der Zivilcourage, Verständigung und Toleranz widmet. Die insgesamt sieben Preise sind mit je 2.000 Euro dotiert. Eine Sonderauszeichnung wurde darüber hinaus als Ehrenpreis für langjährige herausragende journalistische Tätigkeit an Alena Wagnerová verliehen.

Neben der Würdigung historischer Jahrestage wie die Besetzung der Tschechoslowakei durch Nazideutschland, den Prager Frühling und seine Niederschlagung oder den Beginn der friedlichen Revolution in Leipzig, befassten sich die Journalisten intensiv mit dem Schicksal der deutschsprachigen Minderheit in der Tschechoslowakei. So widmet sich der Radiobeitrag von Jacqueline Hene einer Jugendinitiative zum Verschwinden der Stadt Pressnitz. Kirill Ščeblykin geht dem Zusammenleben von Tschechen und Deutschen in der Tschechoslowakei und ihren Beziehungen bis heute nach und erhielt dafür den „Milena-Jesenská-Sonderpreis“.

foto alena wagnerova web

Mit Alena Wagnerová wurde schlussendlich eine der vielseitigsten Autorinnen im deutsch-tschechischen Kontext mit dem Ehrenpreis für langjährige, herausragende journalistische Tätigkeit gewürdigt, die weit früher als andere das Schicksal der Sudetendeutschen beschrieb und sich dabei vor allem jenen widmete, die vor 1945 aktiv gegen Nationalsozialismus und Faschismus kämpften und trotzdem ihre Heimat verlassen mussten. „Alena Wagnerova ist eine Archäologin unserer Gegenwart. Sie schreibt gegen das Vergessen an. Ihr Blick ist präzise, niemals ideologisch verstellt. Anhand von konkreten Schicksalen lässt sie die Vergangenheit lebendig, nachvollziehbar werden. Immer wieder kratzt sie an formelhaften Vorstellungen und Tabuthemen“, betonte Jurymitglied Libuše Černá in ihrer Laudatio.

Zur Verleihung des Deutsch-tschechischen Journalistenpreises 2019 sagten Tomáš Jelínek und Petra Ernstberger vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds: „Mit der Auszeichnung möchten wir eine Lanze brechen für Qualitätsjournalismus mit sensiblem und analytischem Blick. Dies besonders in Zeiten des anwachsenden Populismus und der Emotionalisierung in der öffentlichen Kommunikation. Vor allem die Medienberichterstattung ist Seismograph für die aktuelle Befindlichkeit des deutsch-tschechischen Dialogs und spielt eine Schlüsselrolle für unsere gegenseitige Wahrnehmung. Wichtig ist uns daher, dass auch die alltäglichen Belange beider Gesellschaften möglichst vielfältig abgebildet werden, nicht nur Krisen, Katastrophen und Jahrestage.“

Der Deutsch-tschechische Journalistenpreis wird vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gemeinsam mit dem Deutschen Journalistenverband (DJV) und dem Tschechischen Journalistenverband (Syndikát novinářů) ausgeschrieben.

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