Foto: Prost der Lausitzer im November in Berlin - Bild: LE/tra

Für Daniel Křetinský, Chef der tschechischen Energetický a prumyslový holding (EPH), endete die vergangene Woche mit einer positiven Note, obwohl der 42-jährige Multimilliardär zu ihrem Beginn einiges zu erklären hatte.

Sein Name war unter denen von 238 Tschechen, die in den so genannten Panama-Papers auftauchte. Seine Briefkastenfirma, beteuerte Křetinský in seiner eigenen Zeitung, dem auflagenstarken Boulevard Blatt „Blesk“ widme sich allein dem Betrieb eines Katamarans, der, auf den Jungferninseln registriert, durch die Karibik schippert.

Demos angekündigt

Ein paar Tage später, pünktlich zum Wochenende, dann die Erfolgsmeldung: Wie die Agentur Reuters meldete, hat sich Křetinskýs EPH im Kampf um das ostdeutsche Braunkohle-Geschäft von Vattenfall durchgesetzt. Im defizitären Braunkohlentagebau in der Lausitz, den die staatliche schwedische Firma abstoßen will, arbeiten um die 8000 Menschen.
Noch ist der Verkauf nicht offiziell bestätigt. Aber Klimaaktivisten von „Ende Gelände“ haben für das Pfingstwochenende schon zu einer „Aktion zivilen Ungehorsams“ aufgerufen. „Jeder neue Investor kauft den Widerstand der Klimabewegung mit ein“, sagte Hannah Eichberger von „Ende Gelände“ und erklärte: „Ob Vattenfall oder EPH, wir lassen nicht locker, bis der letzte Tagebau geschlossen ist.“

Schlaflose Nächte wird diese Ankündigung Daniel Křetinský und seinem slowakischen Partner Patrik Tkáč kaum bereiten. Beide sind schon länger im deutschen Braunkohlegeschäft aktiv. Schon 2009 übernahm EPH zusammen mit den halbstaatlichen Tschechischen Energiewerken (ČEZ) die „Mitteldeutsche Braunkohle AG“(Mibrag) mit Sitz in Sachsen-Anhalt.

Dubioser Verkauf?

Zwei Jahre später kaufte EPH den 50-prozentigen ČEZ-Anteil auf. Berichten der tschechischen Presse zufolge wurden die Anteile unter Wert verkauft. Zahlte die ČEZ im Jahre 2011 noch 206 Millionen Euro für ihre Mibrag-Aktien, veräußerte sie sie zwei Jahre später für 130 Millionen. Hartnäckig halten sich die Gerüchte, beim Deal sei einiges an Bakschisch geflossen. Mibrag-Geschäftsführer Joachim Geisler soll Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen haben. Die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelt.

Der Management-Stil der Tschechen lässt sich am Beispiel Mibrag gut erkennen. Zum einen sind da enorme Gewinnabflüsse. Seit dem Verkauf im Jahr 2009 hat Mibrag insgesamt 448 Mio. Euro Gewinn an seine tschechischen Gesellschafter abgeführt und damit den eigenen Verkaufspreis von etwa 400 Mio. Euro bezahlt“, weiß der Wirtschaftsjournalist Stefan Schröter, der sich langfristig mit den Machenschaften rund um die Mibrag beschäftigt.

Die EPH mag in den letzten Jahren ihre Energiesparte, vor allem in Deutschland, erweitert haben. Im Grunde genommen aber handelt es sich bei der Gruppe um eine Investment Holding, die sich in ihrer Geschichte schon hinter mehreren Briefkastenfirmen mit Sitz in Nicosia versteckte.

Zum Portfolio der EPH gehören zum Beispiel auch der tschechische Erstligist Sparta Prag oder das Czech News Center, Herausgeber großer Tages- und Wochenzeitungen, wie zum Beispiel Blesk.

Die schwedische Regierung beschloss im vergangenen Jahr, dass der ihr unterstellte Konzern Vattenfall sich von seiner Braunkohlesparte trennen müsse. Seitdem versucht Vattenfall verzweifelt, Käufer für die Braunkohletagebaue und Kraftwerke in der Lausitz zu finden.

„EPH muss klar sein, dass in der Lausitz alleine ein Auftrag zur Abwicklung einer überholten Energieerzeugung verkauft werden soll. Weitere Tagebaue wird es in Deutschland nicht mehr geben“, kommentierte Karsten Schmidt, Energieexperte bei Greenpeace. Ob ausgerechnet ein Investor mit Heuschreckenallüren und einem Hang zu Steueroasen diesem Auftrag nachkommen wird bleibt abzuwarten.

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