Ängsälvor, Nils Blommér, 1850 - Foto: Wikimedia Commons

Nicht nur Wassermännern konnte man im Schönhengster Land früher begegnen, es gab hier auch Wasserfrauen, Wasserhexen, Nixen und Elfen.

Laubendorfer Wasserfrauen

Laubendorf (Pomezí), das alte Limberg, war früher ein kleines Gut mit einem Ritterschlösschen derer von Löwenberg. Dort erzählte man sich vor vielen Jahren, dass in dem klaren Bach, der durch den Ort floss und mehrere Teiche speiste, Wasserfrauen lebten. Bei hellem Mondschein tauchten sie um Mitternacht aus den kühlen Wellen empor. Ihr Auge war klar wie der Himmel, das rabenschwarze Haar fiel in langen Locken über den schneeweißen Nacken und ihr Leib verjüngte sich zu einem Fischschwanz. Hatten sie sich eine Stunde lang schwimmend herumgetummelt, verschwanden sie wieder unter dem Wasserspiegel.

Doch nicht jedem Sterblichen war es vergönnt, sie zu belauschen. Wer sie zuerst erblicke, sollte das ganze Jahr Glück haben. Wenn sie aber einen Ton von sich gaben oder gar sangen, traf den, der sie sah, ein Unglück. Zuweilen kamen diese Wasserfrauen an Land, dann aber wurde die Gegend unweigerlich von einer Überschwemmung oder einem anderen Unglück heimgesucht.

Lukauer Nixenkinder

In Lukau (Luková) lebten wiederum Nixen. Tagsüber tauchten sie tief unten in den Brunnen ab und kamen nachts heimlich herauf. Manchmal, wenn sie ein eigenes Kind hatten, brachten sie es mit, um es gegen ein Menschenkind zu tauschen. Denn Nixenkinder sind hässlich und besitzen große Köpfe. In den Menschenwiegen lagen dann solche Wechselbälge, die nicht viel wuchsen, sondern klein blieben. Die eingetauschten Menschenkinder wurden jedoch von den Nixen in die Brunnentiefe mitgenommen. Wenn sich auch gewöhnlich Wassernixen dem Menschenauge entziehen, im Landskroner (Lanškroun) Erlteich soll noch eine gesehen worden sein.

Die Sichelsdorfer Wasserhexe

Südlich von Sichelsdorf (Žichlínek) wurde früher beim Krottenpfuhl immer fleißig gefischt. Dort, wo jetzt die Bahn fährt und der Lukauer Bach fließt, stellten die Fischer ihre Angeln auf. Wenn sie sich aber auch nur ein paar Schritte entfernten, war die Angel plötzlich verschwunden. Auch sonst war dort manches Seltsame zu bemerken. Wenn es regnete, hat es im Wasser immer gesungen, wenn jedoch die Sonne schien, hörte man ein leises Weinen. Das Wasser schillerte grün und rot. Das alles hatte ein Reichenauer gehört. „Ich muss doch einmal schauen, wo die Angeln hinkommen“, sagte er sich. „Wenn man gut aufpasst, muss man doch sehen, wie das geschieht!“Die Nixe im Mummelsee - Foto:  CatalpaSpirit, Die Nixe vom Mummelsee im Schwarzwald, CC BY-SA 4.0

Er ging mit seinem Fischgerät hin und stellte die Angel auf. Unverwandt behielt er sie im Auge, auch als er ein paar Schritte zurücktrat. Es rührte sich nichts. Wie er aber doch einen kleinen Augenblick wegschaute, verschwand die Angel. Gleich dachte er: „Jetzt möchte ich schon gern wissen, was da für eine Hexe drin ist!“ Kaum gedacht, sah er eine Hexe aus dem Wasser tauchen, die grün und rot schillerte. Sie eilte auf ihn zu, packte ihn und zog ihn mit ins Wasser.

Die Porstendorfer Elfenwiese

In der Nähe von Porstendorf (Boršov) befand sich einst eine Elfenwiese, wo eine tief einschneidende Furche die Masse des Steinbergzugs von seinen östlichen Ausläufern, dem Hof-, Hammer-, Wach- und Spitzberg trennt. Im mittleren Teil dieser Furche breitet sich ein stiller Talgrund aus, den ein Wässerlein durchrieselt und ein dunkler Wald umsäumt. In diesem kühlen Grund, dem Hellgraben, liegt diese kleine Wiese, an deren unterem Ende kristallklares Wasser dem Schoß der Erde entspringt. Über kleine Abhänge und Steinblöcke fließend, zieht es sich wie ein Silberfaden durch das Tannengrün, Waldmeister und andere Waldblumen, an denen es murmelnd vorüberplätschert.

Hier sollen sich eins die leichten, tanzenden Töchter des Erlkönigs, die Elfen, aufgehalten haben. Auf der Waldwiese, wo im Frühling bunte Blumen üppig wuchernd blühen, führten sie in hellen Mondnächten ihre lustigen Reigentänze auf. Nun ist das niedliche Elfenvölkchen fortgezogen: Nur manchmal will man in lichten Sommernächten der in Stein gefassten Quelle die lilienweiße, luftige Gestalt einer Elfe entsteigen sehen.


 

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.