Dieses Jahr gedenken wir des 75. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa. Doch mit dem Ende des Krieges waren die Schrecken nicht vorbei. Ein fürchterliches Ereignis erlebten die Karpatendeutschen in der Nacht vom 18. auf den 19. Juni 1945 auf den Schwedenschanzen unweit von Prerau (Přerov) im heutigen Tschechien.

Die 267 aus der Evakuation zurückkehrenden Zipser, die meisten von ihnen waren aus Dobschau (Dobšiná), und Hauerländer aus Drexlerhau (Janova Lehota), wurden von Angehörigen des Infanterieregiments Nr. 17 aus Engerau (Petržalka) erschossen.

Es waren 120 Frauen, darunter 78 Kinder, die noch keine 14 Jahre alt waren und 69 ältere Männer. Das jüngste Opfer war 6 Monate alt.

An die Tragödie erinnert heute eine Gedenkstätte am Prerauer Friedhof, die die „Drexlerhauer Gemeinschaft e.V.“ im Jahre 1993 errichtete. Seit 2018 steht dort auch ein monumentales, vier Meter hohes Eisenkreuz.

Gedenken in Zeiten von Corona

Es ist zu einer Tradition geworden, dass die Stadt Prerau einmal jährlich eine Gedenkveranstaltung an die blutige Nacht an den Schwedenschanzen organisiert. Aufgrund der Einschränkungen, die gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie getroffen wurden, hat sich die Stadt Prerau dieses Jahr entschieden, weder Gäste aus dem Ausland noch die Öffentlichkeit oder Medienvertreter einzuladen. „Wir wollen Ihnen aber versichern, dass wir mit unseren Kollegen Blumen an den Gräbern der Opfer sowie an dem Kreuz an den Schwedenschanzen niederlegen – ohne große Worte, im kleinen Stile, in tiefer Ehrerbietung und Demut“, schreibt Oberbürgermeister Petr Měřínský in einer Pressemitteilung. Er hoffe außerdem, dass es nächstes Jahr wieder möglich sein wird, gemeinsam in einer Gedenkveranstaltung an die Opfer zu erinnern.

Měřínský glaube fest daran, dass der Opfer dennoch gedacht werde und vielleicht auch der eine oder andere eine Kerze für sie anzündet oder ihre Gräber besucht – im Bewusstsein dessen, dass „wir kein Ereignis unserer Geschichte vergessen dürfen – auch nicht die, die eine bittere Spur der Ungerechtigkeit und des Unrechts hinterlassen haben“.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Karpatenblatt.

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