Besonders in der Walpurgisnacht am 30. April treiben Hexen ihr Unwesen. Foto: Pixabay

Für ein wechselhaftes Wetter ist der April sehr bekannt. Von winterlicher Kälte über Frühlingssonne bis hin zu sommerlichen Temperaturen – der April hat wettertechnisch viele Facetten. Früher verband man das schlechte Wetter auch mit dem Hexentreiben.

Die Wetterhexe

Über der Stadt Neuern (Nýrsko) stand einmal ein schreckliches Gewitter. Der Mesner läutete ganz verzweifelt die Wetterglocken, der Pfarrer trug die Monstranz aus der Kirche heraus und gab den goldenen Segen gegen das Gewölk, aber das Wetter rührte sich nicht und blieb ein paar Stunden auf demselben Platz stehen. Der Pfarrer war ein gewaltiger Wetterherr, und wie alles nichts nützte, schoss er eine hochgeweihte gläserne Kugel ins Gewitter hinauf. Da flog ein Weib langsam aus der Höhe herunter. Der Geistliche fragte sie, wie es komme, dass sie aus den Wolken gefallen sei. Sie sagte, sie habe schon oft mit den Wettern über Neuern fahren wollen, aber ein jedes Mal hätten sie die eisernen Hunde zurückgescheucht, die im Kirchturm drunten gar so hart gebellt hätten. Jetzt übergab der Pfarrer die Hexe dem Richter. Wie sie auf dem Scheiterhaufen stand, bat sie sich als Gnade einen Knäuel Zwirn aus. Und wie das Feuer aus dem Holz schlug, wickelte sie den Faden um einen Finger der linken Hand, mit der rechten warf sie den Knäuel in die Höhe und fuhr mit einem hellen Schrei wie ein Blitz dem Faden nach und verschwand. Solches war dem Hexenbrenner noch nicht untergekommen.

Wetterbann

In Jenewelt (Onen Svět) schoben einmal die Männer Kegel. Da zog ein schweres Wetter auf, und der Wirt meinte: »Heute kommt es grob daher. Gott behüte unsre Felder!« Da war auch einer drunter, ein Lüneburger Fuhrmann, wie sie dazumal von weit her in den Böhmerwald um Glas reisten, und der lachte und sagte: »Fürchtet euch nit! Das Wetter tut nix. Es ist ein gemachtes Wetter, und dass es nit zu uns herkommt, dafür will ich sorgen.« Er stieß sein Messer in die Tischtafel und sagte: »Jetzt muss ich gefragt werden.« Da stand das Wetter still und wich ab. Und ein zerrupftes schieches Weib rannte daher und bat: »Sei so gut, hilf uns! Wir sind schon bis zum Knie im Eis.« Der Lüneburger kümmerte sich nicht um sie, und sie huschte davon und das Wetter wirtschaftete, dass es ein Graus war, aber gen Jenewelt kam es nicht. Da stand das zottige Weib wieder da und winselte: »Lass uns aus, schönster Fuhrmann! Wir stehen schon bis zur Mitte im Eis.« Er aber gab ihr wieder kein Gehör, sein Messer stak im Tisch, und das Weib verging wieder. Aber es stand nicht lange an, da war sie zum dritten Mal da und klagte und jammerte: »Lass uns aus! Wir sind schon bis zum Hals im Eis, und wenn es nit fällt, kommen wir drin um.« Jetzt riss der Fuhrmann das Messer aus dem Tisch und redete: »Ich aß euch aus. Aber haltet euch über die Wälder, und daher dürft ihr nit!« Das wilde Weib verschwand und das Gewitter rollte über die Wälder nach Bayern und tobte ganz unbändig. Bald kam die Botschaft, dass im bayrischen Wald Eis niedergegangen sei und alles in Grund und Boden geschlagen habe.

 

 

Das Ossergebirge. Foto: Pixabay

Das Ossergebirge. Foto: Pixabay

Die vertragene Bäurin

Auf der Zahndhütte weit droben im Ossergebirg hauste ein grober Säufer, der lebte mit seiner Bäuerin in Unfrieden und jagte sie alleweil in Nacht und Nebel hinaus, wenn er vom Bier kam. Einmal taumelte der Saufaus wieder mit einem unsinnigen Rausch daher, dass er die Zunge nicht heben konnte, und prügelte die Bäurin und stieß sie in die Finsternis hinaus. Gerade brauste die wilde Jagd vorüber, und das war ein Geigen und Blasen im Sturm, und die Jagd nahm das betrübte Weib hoch in die Luft mit über die Felsen und Tannenbäume und Schluchten und ließ sie weit, weit in Bayern in einem blutfremden Wald fallen, dass sie erst nach sieben Tagen Weg wieder heim kam. Das nahm sich der Zahndbauer zu Herzen, und von der Stunde an verstieß er sein Weib nimmer.

Jungfer Blitz

Ein steinaltes Weiblein in Mugrau (Mokrá) hatte den Blitzfaden. Von wem sie ihn gekriegt und wie er ausgeschaut hat, das weiß niemand. Einmal brockte das Weiblein im Gföhret Beeren. Da stieg es kohlschwarz übers Fuchswiesengebirg auf, das Wetter rückte immer näher, Blitz und Donner jagten eines das andere. Wie es schon recht abscheulich tümmelte, schloff das Weib in einen hohlen Ahorn, und wie sie herausspähte, stand auf einmal eine wunderschöne fremde Jungfrau vor ihr. Sie hatte gar nichts am Leib, aber sie leuchtete, dass der Schein von ihr ging, und ihre Haare waren feuerrot. Da schrie das Weiblein der schönen Jungfer zu: »Du wirst ganz nass, Dirndl. Schlief zu mir in den Baum herein!« Aber die Fremde sagte darauf: »Ich kann nit zu dir hinein, du hast den Blitzfaden bei dir.« Im selben Augenblick tut es einen Donnerschlag, es zündelt, und der helle Brand schießt auf einen Baum daneben hochauf. Die Jungfer aber war nimmer da. Hätte das Weibel den Blitzfaden nicht bei sich getragen, das wilde Feuer wäre in ihren Baum gefahren.

Ende April treffen sich die Hexen in der Walpurgisnacht, um bis in die frühen Morgenstunden zu tanzen und ihre Hexereien zu treiben. Und so gebt bitte Acht in der Walpurgisnacht, dass die Hex´ kein Schaden macht!

Quelle: Die Böhmerwäldler Sagen (Hans Watzlik, 1952)

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