Über siebzig Jahre nach den Vertreibungen Deutscher aus den tschechoslowakischen Gebieten sind die Geschehnisse in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt. Eine Wanderausstellung zu diesem Thema und seiner Rezeption ist nun nach Prag gekommen.

 

Die Exposition unter dem Titel „(Nicht) gekommen um zu bleiben… — Braunau – Forchheim – Broumov“ nimmt ihre Besucher mit auf die lange Reise der Vertriebenen. „Wir wollen nicht nur das Dramatische, Dunkle darstellen“, betont Erik Buchholz, Leiter des Heimatkreises Braunau in Bayern, auf der Ausstellungseröffnung am 02. Mai im Haus der nationalen Minderheiten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde auch mehr als 1000 Deutschsprachige aus Braunau (Broumov) enteignet und zunächst in ein Sammellager nach Halbstadt (Meziměstí) gebracht. Von dort kamen die vormaligen Braunauer nach Bayern, viele nach Forchheim in Oberfranken. Dort mussten sie sich ein neues Leben aufbauen, ohne kaum noch Besitztümer zu haben. Denn mehr als 25 Kilogramm pro Person waren auf ihrer Reise nicht erlaubt. Die Vertriebenen sahen sich zum Teil auch mit der Feindseligkeit der alteingesessenen Deutschen konfrontiert, die mit den Neuankömmlingen Wohnraum und Ressourcen teilen mussten.

Vertriebene auf dem Weg ins Sammellager

Kooperation der Partnerstädte

Wie auch Buchholz, möchte die Ausstellungsautorin Christina Meinusch sich aber nicht zu sehr auf diese schicksalsreiche Vergangenheit fokussieren: „Es ist wichtig zu zeigen, was Positives aus solchen Ereignissen entstehen kann. Nämlich die enge Kooperation der Partnerstädte!“

Deswegen bezieht sich die Ausstellung nicht ausschließlich auf das Vergangene. Zwar wird Ein Kind kurz vor der Vertreibungeindringlich und anschaulich, mithilfe von Zitaten der Zeitzeugen und Bildern, das Schicksal der Vertriebenen beleuchtet. Aber auch die Gegenwart findet viel Platz. Seit mehreren Jahren gibt es eine gute Zusammenarbeit von Braunau und Forchheim. Schon 1955 hatte Forchheim die Patenschaft über die Braunauer Vertriebenen übernommen. Nach Ende des Kalten Krieges wurde 1995 eine gemeinsame Zusammenarbeit bekräftigt und seit 2002 sind die Gemeinden nun Partnerstädte.

 Unterstützt wird die zweisprachige Ausstellung neben der Stadt Forchheim, der Forchheimer Sparkasse und dem Heimatkreis Braunau/Sudetenland auch durch den Deutsch-Tschechischen-Zukunftsfonds und den Kulturverband. Übersetzerin vom Deutschen ins Tschechische ist Helga Buhl.

Noch bis zum 12. Mai ist die Ausstellung im Haus der nationalen Minderheiten in Prag (Vocelova 602/3) zu besichtigen. Danach wird sie unter anderem auch auf dem Sudetendeutschen Tag in Regensburg vom 07. bis zum 09. Juni zu sehen sein.


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