Das Prager Rathaus diskutiert die Einführung eines Alkoholverbots am Moldauufer, um die Störung der Nachtruhe einzudämmen. Zwischen Mitternacht und acht Uhr morgens könnte demnach der Konsum von Alkohol an der Náplavka künftig verboten werden.

Das Moldauufer ist ein bei Einheimischen wie Touristen beliebter Ort, um den Feierabend zu genießen. Zahlreiche Bars und Restaurants auf Booten und seit einiger Zeit auch die neuen Bullaugen-Cafés in der Kaimauer locken jeden Tag unzählige Gäste an. Viele bringen aber auch selbst Getränke mit und suchen sich ein Plätzchen mit guter Aussicht am Flussufer, wo es sich so bis nach Mitternacht aushalten lässt. Doch das gefällt nicht allen Pragern: Seit längerer Zeit bereits gehen Beschwerden der Anwohner über die Lautstärke der Besucher ein, auf die die Stadt nun reagiert.

Laut Ratsmitglied Jan Chabr (TOP 09) sei es bereits möglich gewesen, Schiffsbetreiber mit Restaurants sowie Unternehmen, an die die Stadt Räumlichkeiten an der Uferpromenade vermietet, zur Einhaltung der Stadtverordnung aufzurufen. Ihm zufolge liege das Problem jedoch bei den Besuchern, die mitgebrachten Alkohol konsumieren. „Wir sind derzeit nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen“, sagte er. Um diesem Problem zu begegnen, sollen die beiden Uferabschnitte Rašínov auf der Altstadtseite und Hořejší nábřeží im Stadtteil Smíchov in die Liste der Orte aufgenommen werde, an denen laut Stadtverordnung kein Alkohol konsumiert werden darf.

Die Änderung der Stadtverordnung könnte nach Planung des Stadtrats im Oktober in Kraft treten.

Trinkverbot nur nachts

Eine Änderung der Stadtverordnung wird bereits seit längerer Zeit diskutiert. Ihre letzte Aktualisierung hat die Verordnung 2013 erfahren, als 800 Orte in Prag zur alkoholfreien Zone erklärt wurden. Für die beiden Abschnitte Rašínov und Hořejší nábřeží soll kein absolutes Alkoholverbot eingeführt werden, sondern lediglich eine beschränkende Maßnahme, die den Konsum zwischen Mitternacht und acht Uhr morgens verbietet. „Wir gehen davon aus, dass in diesen exponierten Zeiten eine Kontrolle durchgeführt wird. Gleichzeitig wird die Freude der Besucher, die zum Spaß hierherkommen, nicht eingeschränkt“, erklärte der Stadtrat.

Das Leben an der Uferpromenade nimmt nach der Corona-Zwangspause wieder seinen Betrieb auf. Erst kürzlich investierte die Stadt in die Renovierung der Bullaugen in den Kaimauern der beiden Uferfronten, in die Restaurants, Galerien und Bars einzogen. Eine Fähre im Viertelstundentakt verbindet die beiden Uferseiten.

Investitionen der Stadt vertagt

Weitere Investitionen zum Ausbau der Uferpromenade waren geplant. So sollten hier beispielsweise ein schwimmendes Spa im Abschnitt Podskalská sowie ein Ponton am Vyšehrad- Felsen entstehen, um Radfahrern eine Umgehung des engen Tunnels zu ermöglichen. Chabr verwies jedoch darauf, dass die Projekte wahrscheinlich aufgrund von Haushaltsengpässen – verursacht durch die Corona-Pandemie – in der Stadt verschoben werden müssen.

Der Stadtrat erläuterte weiter, dass sich die Stadt auf Investitionen in anderen Bereichen der Moldau konzentrieren möchte, beispielsweise am Dvořák-Damm. „Wenn es um Nachtunterhaltung geht, ist dies möglicherweise ein idealer Ort, da es kein Wohngebiet in der Nähe gibt“, führte er weiter aus.

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