Andreas Petrak (rechts) schaff t als Autor und Verleger unermüdlich. Hier beglückwünscht er Leser seiner Böhmischen Reihe anlässlich einer Sonderzugfahrt (mit ihm als Reiseleiter) durch die tschechische Euregio Egrensis. Foto: Frank Barteld

Mit seiner Buchreihe „Edition Bohemica“ führt Herausgeber und Verleger in Personalunion Andreas W. Petrak durch „Böhmens Hain und Flur“ (LE 02/2019). Bislang traten darin nur deutsche Autoren auf, nun sind auch tschechische Autoren hinzugekommen. Über die damit verbundenen Umstände sprachen wir mit dem in Oberfranken ansässigen Freund der böhmisch-mährisch-schlesischen Lande.

LE Herr Petrak, Sie kamen erst spät zu Autoren aus der Tschechischen Republik. Woran lag das?

Einen Ko-Autor hatte ich schon bald, in unserer Nachbarschaft im Ascher Zipfel: René Wölfel aus Roßbach (Hranice v Čechách), der mir ein wertvoller Mitarbeiter und guter Freund war. Tragischerweise ist er als Mittvierziger vor Kurzem verstorben. Meine böhmische Buchreihe ist in Tschechien kaum bekannt. Sicherlich wird sie von Interessenten im Internet wahrgenommen, doch zu kaufen gibt es die Bücher bestenfalls bei zwei spezialisierten Händlern in Prag sowie in Einzelfällen bei Vereinen oder Institutionen. Hinzu kam der vergleichsweise hohe Verkaufspreis, den aber inzwischen tschechische Titel auch erreicht haben. Außerdem sind meine Bücher nicht zweisprachig.

LE Warum nicht?

Ja, leider bin ich der tschechischen Sprache kaum mächtig. Und es wäre nicht möglich, die Übersetzung zu finanzieren. Das würde den Buchpreis kräftig erhöhen, ist also nicht machbar. Übersetzungshonorar habe ich wiederholt für notwendige Originaltext-Übertragungen gezahlt, aber schon das hat seine Grenzen.9783940819352 u1 rgb kl

LE Wie ließe sich das ändern?

Sicherlich gäbe es Fördermöglichkeiten, wie sie etwa die Euregio Egrensis für Kleinprojekte anbietet. Allerdings nur für Vereine, gemeinnützige Einrichtungen oder andere gesellschaftliche Bedarfsträger, nicht aber für eine solche Einzelunternehmung wie meinen Verlag. Ein Lichtblick war die Leipziger Buchmesse 2019 mit der Tschechischen Republik als Partnerland, da waren insbesondere bei der Übersetzung ins Deutsche geförderte Neuerscheinungen zu sehen. Und der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds signalisierte weitere Unterstützung von Verlagen (LE 03/2019). Wenn es zum Tragen kommt, dann ist die Edition Bohemica sicher nicht die erste Adresse. Andererseits zeigt gerade das Beispiel des – anlässlich der Buchmesse geförderten – verdienstvollen, aber stets auch darbenden Klagenfurter Verlags Wieser, der Südosteuropa-Autoren entdeckt: Auch die Kleinen der Branche dürfen nicht chancenlos sein. Da könnten wir von den Österreichern lernen, wo sowohl das Wiener Kultusministerium als auch einzelne Bundesländer sich mit entsprechenden Publikations-Förderprogrammen um die Kleinen und Kleinsten kümmern.

LE Immerhin haben Sie nun tschechische Autoren…

Ja, durch glückliche Umstände. Der Erste war Hynek Palát aus Troppau (Opava), der mit Hilfe des Schlesischen Landesarchivs die bewegte Geschichte der TATRA-Werke zu Nesselsdorf (Kopřivnice) dokumentierte. Von ihm liegt nun das Manuskript zu den einstigen Schlesischen Landesbahnen um Ostrau (Ostrava) vor. Leider nur maschinenübersetzt, bedarf also eines extra Lektorats. Soeben erschienen ist der neue Titel „Mitten im Revier“ zum Braunkohlen-Bergbau in Falkenau (Sokolov). Das Resultat einer vorzüglichen deutsch-tschechischen Gemeinschaftsarbeit, die bereits 2013 angestoßen wurde, zwischenzeitlich ruhte und nun das gewünschte Ergebnis brachte. Um Haaresbreite hätte Corona noch die redaktionelle Endphase torpediert. Für ihre freudige Mitarbeit danke ich vor allem Petr Beran, Petr Rojík, Milan Sřamek und Petr Mirčev, die das Vorhaben allesamt uneigennützig unterstützten, sowie dem Regionalmuseum Sokolov. Nun hoffen wir innigst, dass die Corona-Beschränkungen alsbald wegfallen und wir gemeinsam eine feine Buchvorstellung in Falkenau veranstalten können. Ich freue mich schon sehr auf das Wiedersehen mit all den Partnern und neuen Freunden!

Das Gespräch führte Hans-Jürgen Barteld

Dieser Beitrag erschien in der LandesEcho-Printausgabe 5/2021.

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