Der Veitsdom - Foto: Chiara Krug von Nidda

In Prag stehen die Menschen auf den Rolltreppen auf der rechten Seite, damit sie links überholt werden können. Das würde einem in Hamburg, wo ich herkomme, eher selten passieren. Und ich bin verblüfft, wie sehr das die Menschen hier verinnerlicht haben.

Für zwei Wochen bin ich in der tschechischen Hauptstadt zum Austauschpraktikum. Jedes Frühjahr sind Schüler der elften Klasse des Prager Thomas-Mann-Gymnasiums zum Praktikum in Hamburg. Dabei wird jedem Schüler ein Austauschpartner des anderen Landes zugeordnet. Während der zwei Wochen wohnen die Prager in der Familie ihres Austauschpartners und gehen täglich an den Werktagen zu einem Praktikum. Ende des Jahres im September wird dann der ganze Spieß umgedreht und die Deutschen besuchen ihre Austauschpartner in Prag.

Während sich alle anderen also schon kannten, war mir meine Austauschpartnerin noch fast unbekannt, von ein paar Nachrichten übers Smartphone abgesehen. Denn gerade als meine Partnerin in Hamburg in meinem Zimmer lebte, weilte ich auf einem Auslandsjahr auf der High School in Amerika, weshalb ich nun vor dem Kennenlernen etwas aufgeregt war.

Ich bin übrigens nicht das erste Mal in Tschechien, aber an meinen ersten Besuch habe ich fast keine Erinnerungen mehr. Das einzige, was ich noch vor mir sehe, ist das kleine Wasserbecken mit Fischen drin, das in einem kleinen Laden in einer der schmalen Seitenstraßen direkt vor dem Schaufenster stand. Dahinter war eine gemütliche Couch platziert, auf die sich mein Vater mit mir setzte, um die Füße ins Wasser zu halten. Mein Vater erklärte mir, dass die Fische im Becken die Hornhaut von unseren Füßen knabbern würden. Es kitzelte ein bisschen aber sonst war es relativ angenehm. Aber das witzigste war, dass immer Menschen vor dem Schaufenster stehen blieben, uns beobachteten und sich fragten warum wir dort saßen. Leider weiß ich nicht mehr wo dieser Laden war, sonst wäre ich dort gerne einfach mal wieder vorbei gelaufen und hätte mich selbst vor das Schaufenster gestellt und die Menschen drinnen beobachtet.

Chiara Krug von Nidda

Auf eine Sache habe ich mich in Prag besonders gefreut, und zwar auf den ungarischen Baumkuchen, der hier „Trdelník“ genannt wird, welchen man hier das ganze Jahr über an jeder Ecke finden kann. Das erste Mal habe ich ihn in Berlin probiert und habe mich direkt in ihn verliebt. Nun erzählte mir eine Freundin, dass dieser Baumkuchen hier in Tschechien Tradition ist. Sie gab mir auch den Auftrag, ihr einen mit nach Hause zu bringen, da sie auch so vernarrt in Trdelník ist. Bis jetzt habe ich hier nur einen gegessen. Aber das wird bestimmt nicht mein letzter gewesen sein.

Chiara Krug von Nidda (17) absolviert ihr zweiwöchiges Schülerpraktikum bei der LandesEcho-Redaktion in Prag.

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