Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Spruch zum Thema Essen stehen. Ich habe aber leider keinen passenden gefunden. Zahlreiche Restaurants hingegen, die ich in Prag besucht habe, nochmal besuchen möchte oder vorhabe zu besuchen, habe ich gefunden.

 

Mein erster Blick in eine tschechische Speisekarte war Freud und Leid zugleich. Ich bin ein Fan von Knödeln, Rotkohl und Sauerkraut. Knödel erinnern mich immer an die kreativen Knödelvariationen meines Vaters in der Winterzeit, Rotkohl an die köstlichen Mahlzeiten bei meinen Großeltern und Sauerkraut an Neujahr. Im Rheinland soll man nämlich am letzten Tag des alten oder ersten Tags des neuen Jahres Sauerkraut essen, damit man im neuen Jahr finanziell gut gestellt ist.

Insofern scheint die tschechische Küche perfekt für mich. Aber die Gerichte sind ja alle sehr fleischhaltig. Zu meinem Leidwesen, denn ich esse eigentlich sehr wenig Fleisch. Aber gut, natürlich dürfen in einem Restaurant nicht einfach nur Kartoffelknödel mit Rotkohl serviert werden. Um auf Fleisch, aber nicht die böhmische Küche zu verzichten, bestelle ich mir also manchmal einen Salat und als Beilage Knödel. Manchmal guckt die Bedienung zwar etwas komisch, aber bei der Hitze dieses Monats ist mir einfach nicht nach einem vegetarierfreundlichen, leckeren, gebratenen Käse zumute.

Die deftige tschechische Küche ist aber leider nicht jedermanns Geschmack. So kenne ich tatsächlich auch eine Handvoll Leute, die kein Bier mögen. Selbst das tschechische nicht. Und während meines Erasmus-Semesters 2018 habe ich Freunde aus Zypern, Griechenland und Spanien kennengelernt. Sie haben sich mit der Küche sehr schwer getan und sie gemieden. Auch deutsche Freunde, die ich in diesem Jahr kennengelernt habe, freuen sich inzwischen nicht mehr ganz so sehr auf Besuche aus der Heimat. Denn natürlich darf dabei die obligatorische Mahlzeit in einem tschechischen Restaurant nicht fehlen. Und „leider“ darf auch der obligatorische Trdelník nicht fehlen. Dass der ja ursprünglich nicht aus Tschechien kommt, dürfen sich übrigens alle meine Besucher anhören.

Aber deftiges Essen kann man auch außerhalb der tschechischen Küche innerhalb von Prag finden. Ein Freund lud mich mal zu sich ins Wohnzimmer ein. Das Wohnzimmer stellte sich als bayerische Kneipe in Žižkov heraus, die direkt neben der kleinen Wohnung des Freundes liegt. Wer also gerne etwas Bayern-Flair erleben möchte, sollte das „Ostrý“ aufsuchen. Neben in Bayern hergestellten Bieren, gibt es dort auch Weißwürste, Brezen und Leberkäs.

Asiatische Appetithappen aller Art - Foto: Friederike AschhoffMich als Fan der asiatischen Küche, begeistert da anderes mehr in Prag, nämlich die hohe Dichte an vietnamesischen Restaurants. Insofern man diese Länderbezeichnungen überhaupt verwenden darf, denn das Essen ist schließlich doch sehr europäisiert. Das hält mich aber nicht davon ab diverse asiatische Lokale auszuprobieren. Ob nun chinesisch, japanisch oder eben vietnamesisch. Apropos Asiaten in Tschechien. Zwar sehe ich viele asiatische Reisegruppen, die von ihrem Stadtführer mittags in einen asiatischen Gastronomiebetrieb gelotst werden, aber manchmal sehe ich doch auch zwei Asiaten oder eine kleine Gruppe von ihnen in einer urigen tschechischen Kneipe oder einem tschechischen Restaurant. Einmal landete auf dem Tisch der Asiaten eine riesige Schweinshaxe. Am dazugehörigen Tisch saßen drei Chinesen im Anzug. Sie bekamen leuchtende Augen, fingen an zu lachen und bestaunten ihre Bestellung. Dann folgten die üblichen Fotos vor und während des Essens.

Ein paar Unterschiede zu der Küchenauswahl in einer deutschen Großstadt sind mir aber aufgefallen. Zwar gibt es an jedem gut besuchten Ort in Prag Pizza oder auch Eis zu kaufen. Aber ein typisches italienisches Restaurant gibt es seltener. Auch Griechen, ob als Restaurant oder Imbiss, nehme ich kaum wahr. Ein Trend, den es aber in allen europäischen Großstädten zu geben scheint, sind dagegen Lokale mit veganen und vegetarischen Angeboten.

Um nochmal auf die tschechische Küche zurück zu kommen: Sie kann ja zum Glück auch nicht deftig sein. Wie zum Beispiel die leckeren Oblaten, Palatschinken, Fruchtknödel oder auch mein Favorit – der Apfelstrudel.

In diesem Sinne, Dobrou chuť und Guten Appetit!


Das könnte Sie auch interessieren:

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.