Der berührende Animationsfilm Fritzi – eine Wendewundergeschichte möchte den Mauerfall für Kinder begreiflich machen. An der Wende-Geschichte aus Kindersicht war auch eine tschechische Produktionsfirma beteiligt. Am 9. November startet der Animationsfilm in den tschechischen Kinos.

An den dreißigsten Jahrestag des politischen Umbruchs in den einstigen sozialistischen Ländern des Ostblocks wird auf unterschiedlichste Art erinnert. Die meisten Veranstaltungen richten sich dabei an Erwachsene und Teenager. Es gibt aber auch solche, die diese historischen Meilensteine selbst den kleineren Kindern verständlich vermitteln können. Dazu gehört der neue Animationsfilm der deutschen Regisseure Matthias Bruhn und Ralf Kukula, der in den europäischen Kinos unter dem Titel Fritzi – eine Wendewundergeschichte läuft. Während die deutsche Premiere am 9. Oktober in der Leipziger Nikolaikirche stattfand, wird der Film in Tschechien unter dem Titel Fany a pes/Fany und der Hund symbolisch am Tag des Berliner Mauerfalls, dem 9. November, uraufgeführt.Der Film erklärt die Wende vor 30 Jahren mit Kinderaugen - Foto: Maur Film

Der berührende Animationsfilm Fany a pes basiert auf dem Kinderbuch von Hanna Schott Fritzi war dabei, das Gerda Raidt illustrierte. Die Buchautorin erzählt darin von der zwölfjährigen Fritzi, die in Leipzig wohnt und mit ihrer Freundin Sophie die Sommerferien genießt. Man schreibt das Jahr 1989 und Sophie und ihre Mutter reisen nach Ungarn. Sophies Hund Sputnik vertrauen sie so lange Fritzi an. Doch dann beginnt das neue Schuljahr und Fritzi erfährt, dass Sophie und ihre Mutter nicht mehr wiederkommen, weil sie über Ungarn nach Westdeutschland abgehauen sind. Was wird jetzt mit Sputnik? Und wird sie Sophie irgendwann wiedersehen? Da ihr keiner auf ihre Fragen antworten kann, beschließt sie, auf eigene Faust mit Sputnik der Freundin nachzureisen.

„Der Film erzählt ein großes, unglaublich spannendes, emotionsgeladenes und unterhaltsames Abenteuer. Damit er auch für die kommenden Generationen erhalten bleibt, muss er wie ein gutes Märchen erzählt werden. Doch hier geht es nicht um ein Märchen – denn das ist wirklich passiert“, erklärt der Regisseur Matthias Bruhn.

Die Wendegeschichte werde durch Fanys Kinderblick geschildert, mit einem Gespür fürs Detail, die Gegebenheiten und Atmosphäre der damaligen Zeit. Und so triumphieren wir, wenn sie einem Stasi-Spion entkommt, gehen mit ihr in die Leipziger Nikolaikirche zum Friedensgebet oder auf eine „Montagsdemo“. Wir wandeln durch die grauen, verfallenen Straßen der Stadt, die Plakate schmücken, auf denen die 40-jährige Existenz der DDR bejubelt wird. Sie nimmt uns mit auf ihre eigene Insel, ein romantisches Baumhaus im Innenhof. Wir lernen ihren neuen Freund Benno kennen, der nie ein Pioniertuch trägt und dessen Vater sich in der Kirche engagiert. Durch die emotionale Handlung um Sputniks Rückkehr geht die Geschichte ans Herz, wird nie langweilig oder (n)ostalgisch.

Fritzi macht sich auf eine gefährliche Reise - Foto: Maur Film„Wir haben von dem Fritzi-Kinderbuch vor sechs Jahren durch eine Dresdner Produzentin erfahren und dieser Titel hat uns als Eltern und Zeitzeugen von 1989 sofort angesprochen“, sagt Produzent Martin Vandas von der tschechischen Produktionsfirma Maur Film. „Nach langen Verhandlungen um die Förderung erhielten wir die Zusage vom tschechischen staatlichen Fonds für Kinematographie. Wir haben viel Wert auf die Animation gelegt, den Stil verändert und geeignete Animatoren gesucht. Aus diesem langen Prozess ist ein Film entstanden, durch den ich mit meinen Kindern darüber sprechen kann, was ich an eigener Haut erlebt habe, und woran ich mich vor 1989 noch gut erinnere“, so Vandas. Und er fügt hinzu: „Es ist schließlich auch eine Geschichte darüber, dass die Kinder manchmal mehr Verstand als ihre Eltern haben können.“ Mit diesem Film können Kinder eher begreifen, was der Eiserne Vorgang war, warum man nicht frei in die Welt reisen konnte, was die Staatspolizei bedeutete und warum die Geschichte in Ostdeutschland mit den Ereignissen in Tschechien zusammenhängen.

In der Übereinstimmung mit der Buchvorlage und passend zur geschilderten Zeit entschieden sich die Filmemacher für das Verfahren der klassischen 2D-Animation. Das hat Fany zum Beispiel mit dem französischen Oskar-gekürten Film La Tourture Rouge (Die rote Schildkröte) von 2016 gemeinsam. Auch an der Entstehung von Fany beteiligten sich gleich vier Länder – neben Deutschland und Tschechien auch Belgien und Luxemburg. Der Film ist für Kinder von sechs bis zwölf Jahren geeignet und wird auch als Schulvorführung angeboten.

Mehr auf www.fritzithemovie.com und www.fanyapes.cz


 

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