Auch an den Prager Theatern endete die Saison 2019/20 wegen Corona vorfristig. Die neue Spielzeit startet Stand jetzt ohne Einschränkungen. Als Ausgleich für die kurze letzte Saison wird sogar schon früher begonnen.

Die Spielzeit 2019/2020 musste das Team des Nationaltheaters in Prag bereits Mitte Juni mit vier Inszenierungen frühzeitig abschließen. Auf diese Weise bedankten sich die Künstler bei Krankenschwestern und -pflegern sowie Sanitätern, die den Menschen während der Coronaviruspandemie unermüdlich zur Seite standen. Nun hat die Leitung des Nationaltheaters beschlossen, die neue Spielzeit 2020/21 nach der allgemeinen Verbesserung der Pandemielage im Land schon Ende August feierlich zu starten. Für Konzert- und Opernliebhaber in Deutschland, wo noch nicht wieder ohne Einschränkungen gespielt wird, ist das sehr attraktiv.

Musik gegen die Totalität

Die frisch sanierte Staatsoper Prag, die Anfang des Jahres nach mehrjähriger Rekonstruktion wieder eingeweiht wurde, eröffnet die neue Saison mit einem Festkonzert Musica non grata. Es ist der Auftakt zum gleichnamigen vierjährigen musikalisch-theatralischen Zyklus, den die Oper des Nationaltheaters und die Staatsoper Prag gemeinsam präsentieren. Wie bereits der Konzerttitel verrät, handelt es sich um Werke sogenannter „unerwünschter“ Musik und Komponisten, die von totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts zur Flucht gezwungen wurden.

Das Eröffnungskonzert am 30. August präsentiert Werke von drei Komponisten, deren Lebenswege auf bestimmte Weise mit Prag und zusätzlich untereinander verbunden sind. Alle drei haben seinerzeit in Prag gewirkt und zum multikulturellen Flair von Prag mit ihrem Lebensweg beigetragen.Die neue Aufführung Bon Appétit, eine Koproduktion von Laterna Magika und dem Ballett des Nationaltheaters Prag. Foto: Laterna Magika

Die neue Aufführung Bon Appétit, eine Koproduktion von Laterna Magika und dem Ballett des Nationaltheaters Prag. Foto: Laterna Magika

Kaprálová, Zemlinskij, Martinů

Es handelt sich um die früh verstorbene tschechische Komponistin und Dirigentin Vítězslava Kaprálová (1915-1940). Ihr Konzert für Klavier und Orchester d-moll, op. 7, wird von der Pianistin Alice Rajnohová aufgeführt. Die aus Mähren stammende Interpretin hat eines der originellsten und reifsten Werke Kaprálovas für die Welt der klassischen Musik wiederentdeckt. Auf dem Abendprogramm stehen weiterhin die zwei alttestamentlichen Psalme 23 und 13 für großes Orchester und Chöre von Alexander Zemlinsky (1871-1942). Der deutsch-jüdische Dirigent und Komponist, der in seinem Werk die Traditionen des deutschen Spätromantismus mit der Zweiten Wiener Schule verband, wirkte lange Zeit als Kapellmeister der Oper des Neuen deutschen Theaters in Prag. Seine grandiose Darbietung für Orchester und Chor werden durch die Sänger des Bohuslav-Martinů-Chors vortragen. Mit dem Namen von Bohuslav Martinů (1890-1952), der Leitfigur der tschechischen Moderne, verbindet sich das letzte Drittel des festlichen Konzertabends. Es erklingt Martinůs Böhmische Rhapsodie für Geige und Klavier, in der der damals achtundzwanzigjährige mährische Komponist am Ende des Ersten Weltkrieges Ausschau nach Freiheit und Unabhängigkeit des tschechoslowakischen Volkes hielt.

Bon Appétit, liebe Theatergenießer!

Die neue Spielzeit 2020/21 auf der Schaubühne der Goldenen Kapelle in Prag eröffnet schon am 21. August. Auf der Neuen Bühne führen das Ballett-Ensemble von Laterna Magika und die Ballettgruppen des Nationaltheaters in der Vorpremiere die Inszenierung Bon Appétit! gemeinsam auf. Das Ballettstück erzählt von einem Leben, das auf einem Tisch eine Mehrzahl von Schälchen anbietet. Jede von ihnen enthält etwas anderes – Liebe, Farben, Geschmack, Gerüche. Und es liegt an jeder Theaterbesucherin und jedem Theaterbesucher selbst, was sie und er auswählen werden.

Die neue Saison 2020/21 des Nationaltheaters bringt gleich achtzehn Erstaufführungen, darunter als besonderes Highlight Den Idioten von F. M. Dostojevskij in der Regie von Daniel Špinar. Die Hauptrolle verkörpert Patrik Děrgel. Für den 3. September plant das Nationaltheater ein Familienhappening. Theaterfans können auf der nahen Schützeninsel (Střelecký ostrov) Konzerte, Diskussionen und Vorführungen von Inszenierungen miterleben.

Mehr dazu auf www.narodni-divadlo.cz

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.