Im Nebel von Blatná traf unsere WanderBloggerin auf mysteriöse Steine, die stark an Stonehenge erinnern. Außerdem fand sie heraus, was Tschechen meinen, wenn sie „auf einen Ausflug fahren“ sagen.

Manche Flecken auf der tschechischen Landkarte sehen auf den ersten Blick nicht so aus, als ob man dort gut wandern könnte. Es braucht oft Neugier und Mut, sich auch einmal an nicht so bekannte Wanderorte zu begeben. Oder man braucht einfach eine Freundin, die sich gut auskennt und einen auf einen spontanen Ausflug ins Ungewisse mitnimmt. Denn – bislang habe ich all meine Routen selbst geplant und organisiert, und jetzt sollte ich einer Freundin folgen.Wasserschloss in Blatná - Foto: jana Heenen

So erfuhr ich erst wenige Stunden vor Abfahrt, wohin es gehen würde und ich nahm nur das Nötigste mit, da ich mir dachte, dass es so anstrengend schon nicht werden würde.

Wir fuhren nach Blatna (Blatná), ein gemütliches Städtchen in der Nähe von Pisek (Písek). Mit dabei waren noch drei weitere Wanderer und ein lauffreudiger Hund. In Blatna tauchte wie aus dem Nichts das Wasserschloss auf, fast zu schön, um wahr zu sein.

Unseren Hund schickten wir vor, damit er den Weg auskundschaftete und wir folgten ihm aus dem Ort heraus in die Natur. Es war kein gutes Fotografen-Wetter und wir blieben aus Sicherheitsgründen eng beisammen, damit keiner den Weg verlor. Ich dachte an meine Stirnlampe, die ich natürlich diesmal zu Hause gelassen hatte! Auch das Erste Hilfe-Set war nicht dabei.

Ebenso plötzlich wie unerwartet erreichten wir ein paar merkwürdige riesige Steine, die in einer Reihe nebeneinander auf einem Hügel in der Kälte standen. Während unser Hund sie untersuchte, versuchten wir den Sinn ihres Daseins herauszufinden und dachten an Stonehenge. Oder doch nur ein künstlerisches Objekt inmitten der Landschaft?Seenlandschaft bei Blatná - Foto: Jana Heenen

Unsere Gruppe erregte unbeabsichtigt in den Dörfern, die wir durchzogen, große Aufmerksamkeit, da die Hunde unseren Anführerhund wegbellten. Es war so laut, dass wir nirgendwo Pause machen konnten und wir nur im Laufen ein paar Happen aßen. Dabei bemerkte ich, dass ich diesmal auch nicht genügend Proviant dabeihatte – wir sind ja nicht in den Alpen, hatte ich gedacht. Von der Freundin erhielt ich jedoch Apfelstücke und es ging weiter.

Wir passierten die großen Seen kurz vor Blatna, die mich mit ihren riesigen Steinen im Wasser und dem Nebel auf der Oberfläche an schottische Ufer erinnerten. Das Zeitgefühl war mir längst verloren gegangen und ich war mir nicht mehr sicher, ob wir uns wirklich noch in Tschechien befanden.

Die anderen gaben dann zu, dass sie auch bereits riesigen Hunger hatten und zurück in Blatna steuerten wir schnellstmöglich die beste Pizzeria des Ortes an. Entsetzt stellte ich fest, dass wir ganze vier Stunden ohne Pause gelaufen waren und beneidete unseren Hund, der sich direkt unter den Tisch im Restaurant zum Schlafen niederließ.

Nach dieser Erfahrung weiß ich eins: Es ist eben doch oft genug eine Wanderung und kein Spaziergang, wenn man in Tschechien sagt: Lass uns auf einen Ausflug fahren!

Streckendaten:

Startpunkt: Blatná

Distanz: 15 km

Laufzeit: 4 h

Höhenmeter: 70 m

Wegpunkte: Chlum, Hajany, Hadí rybník, Blatná

Anreise: Auto


WanderBloggerin Jana Heenen - Foto: Jana HeenenWanderBloggerin JANA HEENEN:

Das Leben ist eine Reise, auch für mich. Mein Name ist Jana, ich komme aus der Nähe von Krefeld in Westdeutschland und arbeite seit einiger Zeit in Pilsen (Plzeň) für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch. Um Tschechien und seine Landschaft(en) kennenzulernen, begebe ich mich so oft wie möglich auf Wandertouren, beobachte die Natur, fotografiere, notiere und bewerte die Ausflugsziele. Gern ziehe ich mit anderen Naturfreunden los, um von ihnen zu lernen und mich mit ihnen über das Leben zu unterhalten. Wenn man geht, dann kann man besser nachdenken und kommt zu neuen Ideen! Ich möchte Sie nun gern daran teilhaben lassen und stelle dafür regelmäßig meine Wanderungen vor.

Sie sind herzlich eingeladen, Vorschläge zu machen, was es in Tschechien noch zu entdecken gibt! Diese können Sie gern an redaktion@landesecho.cz senden. Ich freue mich!


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