Schmidts Kater Lojzl, Zeichung: Jiří Bernard

Schmidts Kater Lojzl hat gerade alle Pfoten voll zu tun. Vor allem die Prager Nächte haben es ihm angetan. Morgens kehrt er dann manchmal nur noch mit letzter Kraft zurück zu seinem Butler. Der schmiedet indessen Urlaubspläne, was Schmidts Kater auch recht sein kann.

Čauky mňauky, allerseits! Wie Sie auf der Zeichnung unseres verehrten Akademischen Malers Jiří Bernard sehen, bin ich nicht mehr fußlahm. Die Krücke habe ich auch in die Ecke gestellt. Nur die Maske habe ich noch nicht abgelegt. Wir Prager dürfen das vorerst nicht, wie die armen Hascherl in und um Karviná. Wir leben noch in Brennpunkten. Von Corona. Ich lebe eigentlich immer im Brennpunkt, fällt mir dabei ein. Weil ich ja der Chef in meinem Haushalt mit meinem Butler, dem Herrn Schmidt, bin.

Eigentlich täuscht die Zeichnung gewaltig. Ich müsste nämlich nicht nur mit Maske posieren, sondern eigentlich auch mit einem gewaltigen Turban auf meinem hübschen Köpfchen. Dann würden sie aber gar nix von meinem schönen Antlitz sehen. Und das hängt damit zusammen:

Es ist ja so langsam Sommer. Da wirkt das magnetische Feld auf der Erde besonders stark. Keine Angst, wir machen jetzt nicht schon wieder „Schule zu Hause“, schon gar nicht in Physik. Ich rede hier über eine Art magnetischer Anziehungskraft zwischen Katzendamen und Katern wie mir. Die ist jetzt besonders groß. Wir Kater umschmeicheln die Katzen, die uns ihrerseits derzeit besonders nett finden.

Jetzt bilden Sie sich bitte nicht ein, dass ich weiter ins Detail gehe. Das Magazin für Katzenfreunde und andere Deutsche in Tschechien wird an vielen Stellen im ganzen Land verkauft. Da gerät es schnell auch mal in die Hände vorwitziger, frühreifer Menschenkinder. Da muss ich vorsichtig mit dem sein, was ich meinem Butler diktiere. Wir haben in diesem Land zwar auch die Freiheit der Presse, aber ich muss das ja nicht schamlos ausnutzen. Am Ende kündigen Millionen Leser wütend das Abo des LandesEchos.

Ein Fratz stellt Ansprüche

Kurzum: Beim Umschmeicheln der Katzendamenwelt herrscht auf Seiten der Kater immer Andrang. Leider sind in meinem Fall die anderen Kater meist größer und stärker als ich. Ich werde ja gerade erst zwei Jahre jung. Und so kommt es vor, dass es die größeren Kater unerhört finden, wenn so ein Fratz wie ich auch schon Ansprüche an die Damen unter uns Vierbeinern stellt. Die größeren Burschen zeigen mir dann gern, wer angeblich ältere Ansprüche hat. Zwar wehre ich mich, so gut es geht, aber ich trage jede Nacht schlimme Dellen an meinem ganzen Körper davon. Sogar offene, blutende Wunden, meist am Kopf und am Hals. Mein Butler, der Herr Schmidt, bekommt regelmäßig morgens, wenn ich, von den Kämpfen der Nacht schwer gezeichnet, auf dem Zahnfleisch nach Hause geschlichen komme, einen Herzanfall. Dann lecken wir gemeinsam meine Wunden. Eigentlich mehr ich, aber er streichelt mich da, wo es ausnahmsweise nicht weh tut und redet mir gut zu.

Ich sage ja, manchmal tut es selbst mir gut, so einen liebevollen Butler wie den Herrn Schmidt auf der Lohnliste zu haben, auch wenn der nicht ganz billig ist. Erstaunlich, welche Unmengen Pilsner Urquells in seinen Körper reingehen. Das geht richtig ins Geld. Und ich habe ja nur meine Honorare beim Landesecho und beim Karpatenblatt für die Deutschen in der befreundeten Slowakei. Ich will aber jetzt keine neue Debatte mit den Chefs dieser Blätter über eine dringend erforderliche Anhebung meines Honorars anzetteln. Ich warte, bis sie so ein schlechtes Gewissen mir gegenüber haben, dass sie von selbst mein Honorar verdreifachen. Was, wenn ich, finanziell völlig ruiniert, keine Kraft mehr fände, meinem Butler, dem Herrn Schmidt, meine Erlebnisse für Sie, liebe Leser, zu diktieren. Würden Sie die Zeitung ohne meine Geschichte auch nur anrühren?

Achtung, Garten-Quarantäne!

Genug der hinterlistigen Drohungen meinerseits. Ich wollte ja noch berichten, was ich in meinem Urlaub plane. Das ist ja nicht ganz einfach in Zeiten, da die blöden Corona-Biester immer noch unter uns rumschwirren – auch wenn das viele Zweibeiner nicht mehr glauben wollen. In Deutschland beispielsweise gibt es Deutsche, die nicht mehr automatisch solche Deutsche sind, die sich in ihrem Land frei bewegen dürfen. Da werden Leute gleich nach der Anreise in ihrem Urlaubsort wieder nach Hause geschickt, weil sie die falsche Postleitzahl haben, sprich aus Orten kommen, in denen Corona immer noch oder wieder neu tobt.

Ich bleibe in diesem – wie in jedem Jahr – in meinem Garten in Prag.  Hier ist es eh am schönsten. Außerdem muss einer ja auf unsere Wohnung aufpassen. Mein Butler fährt mit seiner Anni zwei Wochen in die Walachei und von dort abstechermäßig auch mal in die befreundete Slowakei. Und anschließend noch für zwei Wochen nach Dänemark ins Ferienhaus. Mich bemuttern derweil abwechselnd mehrere süße Cat-Sitterinnen. Die dürfen aber trotz ihrer Süßigkeit – welch schönes falsche Wort – nur bei mir im Bett schlafen, wenn sie einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen können. Und neben der Nachtmütze auch die Maske aufsetzen! Sonst müssen sie nachts raus. In „Garten-Quarantäne“! Čauky mňauky!

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