Erst nur ein Volksbegehren, nun schon Gesetz. Der Erfolg des Volksbegehrens Artenvielfalt in Bayern Anfang des Jahres zeigt, wie wichtig den Menschen die Gesundheit der Bienen dort ist. In Tschechien verhält es sich nicht anders. Im Rahmen eines grenzüberschreitenden Projektes sagen Bayern und Mähren den Bienenkrankheiten nun gemeinsam den Kampf an.

Obwohl die Biene nur ein kleines Insekt ist, hat sie doch mehr Einfluss, als wir denken. Gäbe es keine Bienen mehr, müssten wir nicht nur auf Honigbrötchen verzichten: Etwa 80 Prozent der samen- und fruchtbildenden Nutzpflanzen gibt es laut der Initiative „beebetter“ nur durch die Hilfe der eifrigen Insekten.

Den europäischen Bienen geht es aber derzeit nicht besonders gut. Das hat mehrere Ursachen. Neben Insektiziden, die Bienen und andere Insekten töten oder aber zumindest ihren Orientierungssinn stark beschädigen, bedroht vor allem die zunehmende Zerstörung von Lebensraum und Nahrungsgrundlage das Bestehen der Bestäuber. Nur wenige Arten von blühenden Nutzpflanzen prägen die Landschaft und selbst wenn diese blühen, ist ihr Blütenstand nicht von langer Dauer. Die Bienen verhungern sozusagen. Zudem halten sie es mit der Ernährung ähnlich wie die Menschen. Auch Bienen benötigen eine ausgewogene, vielseitige Ernährung. Wird ihnen diese verwehrt, so wird das Immunsystem der Insekten schwächer und sie selbst anfälliger für Krankheiten.

Wissenschaftler der Universität Regensburg sowie der Masaryk-Universität in Brünn (Brno) haben sich nun zusammengeschlossen und wollen ein Schnellerkennungssystem für Bienenkrankheiten entwickeln. Die Idee, sich mit Bienen zu beschäftigen, kam von tschechischer Seite. Das Thema sei jedoch auch für Bayern von großem Interesse – erst vor kurzem wurde ein Fall der auch als „Bienenpest“ bezeichneten meldepflichtigen Krankheit bekannt.

Konkret widmen sich die Wissenschaftler nun der amerikanischen Faulbrut, einer bakteriellen Seuche. Wird sie in den Bienenstock eingeschleppt, sieht es für das Bienenvolk schlecht aus: „Wenn die Larven von diesen Bakterien befallen werden, dann lösen sie sich auf und werden komplett zersetzt“, erklärt Hans-Heiner Gorris vom Institut für Analytische Chemie, Chemo- und Biosensorik an der Universität Regensburg, der das Kooperationsprojekt auf der bayerischen Seite leitet. Übrig bleiben dann nur unzählige Bakteriensporen, die wiederum verschleppt werden und weitere Larven infizieren. Nicht selten muss daher das ganze Bienenvolk vernichtet werden.

Das System soll mithilfe modernster Nanotechnologie Bakterien frühzeitig erkennbar machen - Grafik: Reproduced from Ref. V. Poláchová, M. Pastucha, Z. Mikušová, M. J. Mickert, A. Hlaváček, H. H. Gorris, P. Skládal and Z. Farka, Nanoscale, 2019, 11, 8343 DOI: 10.1039/C9NR01246J with permission from the Royal Society of Chemistry.Damit man eine weitere Verbreitung dieser Sporen vermeiden kann, wollen die Forscher die Krankheitserreger möglichst schnell nachweisen können. Das Verfahren findet auch in der Humanmedizin bei der Diagnose von Krankheiten Anwendung und wird als „Immunoassay“ bezeichnet. Bei der Methode, mit welcher Gorris und seine Kollegen arbeiten, werden die Bakterien mit Hilfe von Antikörpern aus einer Probe eingefangen und auf der anderen Seite mit einem zweiten Antikörper nachgewiesen. Dieser zweite Antikörper ist mit einem Nanopartikel versehen und sendet bei Bestrahlung mit Infrarotlicht ein Signal in einer anderen Wellenlänge aus, sofern ein Bakterium in der Probe vorhanden ist. Das Neue sei bei dieser Methode die Anwendung von Nanotechnologie. Ähnliche Tests, die mit Hilfe von Enzymen funktionieren, gibt es schon seit 50 Jahren.

Soweit die Theorie. Man befinde sich laut Gorris aber noch in einer „sehr frühen Entwicklungsphase“. Die Arbeit an dem Schnellerkennungssystem haben sich die Wissenschaftler aufgeteilt: Die tschechische Seite widmet sich vorrangig der Entwicklung der benötigten Antikörper, die Regensburger Forscher hingegen entwickeln die Nanopartikel sowie die für den Nachweis benötigten Instrumente. Beides sei aber laut Gorris sehr eng miteinander vernetzt.

Schon zuvor hatten die Teams beider Länder zusammengearbeitet – bis ins Jahr 2013 reichen die Besuche und Kooperationen zurück. Bereits vor zwei Jahren hatten die Wissenschaftler einen Antrag bei der Bayerisch-Tschechischen Hochschulagentur (BTHA) gestellt, der aber aufgrund der damals noch begrenzten Mittel nicht genehmigt werden konnte. Im Rahmen des Förderprogramms „Joint Call Bayern – Tschechien“, welches auf bayerischer Seite von der BTHA umgesetzt wird, werden nun aber im Zeitraum 2019-2021 wissenschaftliche Kooperationen zwischen der Tschechischen Republik und dem Freistaat Bayern finanziell unterstützt.

Auch in Zukunft könne man sich aus Sicht von Gorris eine Zusammenarbeit der Forscher beider Universitäten gut vorstellen. Dem LandesEcho gegenüber sprach er von der Möglichkeit eines gemeinsamen Studienganges mit der Universität in Brünn sowie von einem möglichen gemeinsamen EU-Projekt. Dies seien bisher zwar nur Ideen, man müsse jedoch manchmal etwas anstoßen, damit es sich weiterentwickelt.

Bis es soweit ist und die Bienenkrankheiten schnell und zuverlässig erkannt werden können, kann jeder Einzelne schon etwas für die Gesundheit unserer Honig- und vor allem Wildbienen tun. Dies geht beispielsweise, indem bienenfreundliche Pflanzen im Garten angepflanzt werden, Wildbienen mit einem Insektenhotel eine Nisthilfe angeboten und auf chemische Insektenschutzmittel im Garten verzichtet wird.


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