Zeichnung: Jiří Bernard

Čauky mňauky, allerseits. Dieser Tage bin ich darauf gekommen, dass mein Butler, der Herr Schmidt, und ich ein gemeinsames Hobby haben.

Mein Butler ist bekanntermaßen ein Fußballfanatiker. Für den ruhmreichen Ballspielverein Borussia aus Dortmund (BVB 09) würde er sein letztes Hemd geben. Na gut, na ja, nicht wirklich. Er gibt lieber regelmäßig Geld für neue Hemden aus, für Trikots des besagten BVB. Doch der BVB hat eine schlechte Saison in der Champions League gespielt, und somit musste mein Butler nach dem BVB-Ausscheiden plötzlich mehr oder weniger richtigen Fußball im TV sehen. Mit Mannschaften wie Liverpool, ManCity oder Real. Guckt er solche Spiele im tschechischen Fernsehen, freut er sich immer, wenn er einen Kumpel als Co-Kommentator sieht, mit dem er auch schon das eine oder andere Bierchen in diversen Kneipen gezischt hat – Franta Straka. Straka ist eine Sparta-Legende, hat aber vor allem viele Jahre auch in Deutschland gespielt. Jetzt arbeitet er als Trainer. Er hat aber auch aus Tschechien immer einen Blick auf die deutsche Bundesliga und ist somit zweifellos ein kenntnisreicher Kommentator.

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Ich als Kater mag Straka auch – um nach langem verbalen Anlauf endlich mal zum Punkt zu kommen. Aber ich meine nicht den Ex-Fußballer, sondern den Vogel, den die Tschechen straka nennen. Übersetzt ist eine straka eine Elster. Ich muss niemandem eine Elster beschreiben. Das ist eine Vogelart, die jeder kennt. Diebisch sind die überaus intelligenten Rabenvögel, bestehlen die Nester anderer Vögel, haben fast keine natürlichen Feinde, machen schrecklichen Krach – und erwecken seit jeher mein Interesse.

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Mein Garten in Prag-Michle ist mit Bäumen nur so gepflastert, auf denen die Elstern ihre Nester bauen, in denen sie ihre Brut aufziehen. Diese Viecher sind Allesfresser. Sie machen auch nicht vor Beutetieren Halt, die eigentlich mir als gestandenem Kater zustehen. Etwa vor Mäusen. Als ordentlicher Kater fange ich reichlich von denen und lege sie in der Regel als Geschenke für meinen Butler auf meiner Gartenterrasse ab. Mein Butler hat aus unerfindlichen Gründen eine Abneigung gegen tote Mäuse. Er mag sie schlichtweg nicht. Vermutlich liegt das aber nur daran, dass es keine vernünftigen Rezepte zur Zubereitung von Mäusen für die verwöhnten Gaumen der Zweibeiner gibt. Weder im gekochten Zustand noch gebraten „an Spargelspitzen“ noch für Mäuseschwänze vom Grill.

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Die Elstern machen da nicht so viel Zirkus. Neulich musste ich doch ernsthaft mitansehen, wie sich drei der diebischen Vögel über eine von mir gefangene und gemeuchelte Maus hermachten, bis von der nichts mehr übrigblieb. Um es deutlich zu sagen: SO GEHT DAS NICHT! Was erlauben sich diese Elstern? Wo leben wir denn hier? Muss ich mir das gefallen lassen? Die Antwort ist klar: Wir Katzen haben die Weltherrschaft. Wir wehren uns!

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Das freilich ist eine etwas heikle Angelegenheit. Ich muss bei meiner Jagd auf die Biester nämlich immer meinen Butler überlisten. Der Herr Schmidt hat prinzipiell etwas dagegen, dass ich mich an den Flugtieren vergreife. Er ermahnt mich ich gern: „Loislmaus, die Vögel sind kein Futter. Sie sind unsere Freunde, weil sie uns mit ihrem Gesang von morgens bis abends Freude bereiten. Also: Pfoten und Krallen weg von Vögeln!“

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Die Meisen singen wirklich ganz hübsch. Und die Finken, Drosseln, Nachtigallen und Amseln auch. Aber die Elstern können gar nicht singen. Wenn etwa die Männchen balzen, ist das ein Heidentheater: Sie senken den Kopf, heben die geschlossenen Flügel schräg vom Rücken ab und fächern mit den Flügelfedern. Gleichzeitig schlagen sie den Schwanz ruckartig nach oben und unten oder nach links und rechts und krächzen dazu nicht wirklich lieblich „tschark“. Und das machen sie auch, wenn ich mich einem der Nester nähere. Dabei will ich doch nur spielen. Zur Unterhaltung, gegen aufkommende Langeweile. Na, bis zum Champions- League-Finale gucke ich mir jetzt erstmal den Franta Straka an. Will keinen Ärger mit meinem Butler haben. Čauky mňauky!

?Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt ??

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