Foto: Detmar Doering

Sie gehört zur Linie A (grün) und ist rund: die Metrostation Strašnická. Es ist nicht nur die ungewöhnliche Form, die sie von anderen Metrostationen abhebt. Es gibt dort zum Beispiel auch eine Treppe nach Nirgendwo.

Ihren Namen hat sie von dem Ort, den sie mit dem Rest von Prag verbindet, dem Stadtteil Strašnice (Prag 10). Da der Eingang ganz nahe bei dem kleinen alten Ortskern des Stadtteils liegt, der Staré Strašnice (Alt-Straschnitz) heißt, trug die Station ursprünglich den Namen Starostrašnická, was aber bald geändert wurde.

img 0372Erbaut wurde die Station nach den Plänen des Architekten Vlastimil Jakl, der sich die im Stil des Brutalismus (Rohbeton und viel Stahl) erbaute runde Struktur für das Gebäude ausdachte. Die Bauarbeiten begannen 1982 (nachdem 1981 die Tunnel gegraben waren) und die Eröffnung erfolgte im Juli 1987. Der Bau erfolgte nicht unterirdisch, sondern oberirdisch durch eine offene Baugrube.

Diese Bauweise war auch zweckmäßig, da die Ganze Station nur 7,5 Meter tief unter der Erde gelegen ist (zum Vergleich: Die ebenfalls an Linie A gelegene Station Náměstí Miru liegt 53 Meter tief). Vom Südeingang führte zunächst auch nur eine Treppe hinunter, aber kein Aufzug und keine Rolltreppe. Angesichts der geringen Tiefe war das kein Problem für denjenigen, der wenigstens noch ein wenig lauffähig war, aber behindertenfreundlich war es gewiss nicht. Im Februar 2004 wurde das aber geändert. Seither läuft an einer Seite der Treppe (von oben die linke) ein schräger fahrender offener Aufzug, dessen Standfläche so groß ist, dass auch Kinderwägen oder Rollstühle darauf bequem Platz finden können.

img 0374 gedrehtDie Treppe mit dem Aufzug führt von einem Vestibül mit Ticketverkauf, öffentlichem WC, einem kleinen Backwarengeschäft, einem Blumenladen und einem Kiosk herunter. Das Vestibül unterstreicht mit der strahlenförmigen Struktur der Stahlträger und der Beleuchtung die runde Gebäudeform des gesamten Gebäudes.

Obwohl das Gebäude der Station Strašnická im Vergleich zu anderen Metrostationen recht klein dimensioniert ist, wird dadurch ein einigermaßen ansehnlicher Raumeffekt erzielt.

Ursprünglich war am Nordende noch ein Vestibül mit einem zweiten Eingang geplant. Dazu hätte man aber eine Reihe Häuser abreißen müssen, was selbst unter dem Kommunismus nicht so einfach war. Die Pläne wurden erst einmal vorläufig verschoben.

1990, ein Jahr nach dem Fall des Kommunismus, erfolgte eine Re-Evaluation des Projekts, die zu dem Schluss kam, dass man die Idee gänzlich und endgültig fallen lassen sollte. Was man auch tat. Allerdings hatte man am Ende des Bahnsteigs zu diesem Zeitpunkt vorsorglich schon eine Treppe eingebaut. Die gibt es immer noch, aber sie ist versperrt und führt im Grunde so sehr ins Nirgendwo, wie der berühmte Zug von Christian Anders.

img 0373Unabsichtlich haben somit die ursprünglichen Planer um Architekt Jakl die Station zu etwas ganz Besonderem gemacht. Was man da unten ebenfalls nicht sieht, sind die zwei Tunnel mit Abstellgleisen hinter dem Gleisende, die die Station zu einem wichtigeren Knotenpunkt im Metrosystem machen, als man angesichts der geringen Größe des Gebäudes vermuten möchte.

Obwohl die Gesamtgestaltung wieder einmal eine reine Geschmacksfrage ist, hatten sich die Planer immerhin um ein wenig ästhetische Gestaltung bemüht. Die Glasreliefs, die der Maler und Glaskünstler Karel Vaňura im Vestibül anbrachte, sind theoretisch noch da, wurden aber durch den Kiosk vollständig überbaut und sind somit nicht mehr sichtbar. Auch die künstlerische Gestaltung des Gleisbereichs ist eher karg. Die Ausschmückung der Wände hinter den Gleisen sind bei der Linie A meist mit recht bunten Aluminium-Dekorationen ausgestattet. In der Station Strašnická begnügte man sich mit einer sehr zurückhaltenden, aus vertikalen Streifen bestehenden Struktur aus sogenanntem Hourdis (eine Art Tonhohlplatten) in glänzendem Rotbraun. Sonderlich aufregend ist das Ganze nicht und die dunkle Farbe der Platten lässt den Raum unten etwas düster erscheinen.


 

Ahoj aus PragAhoj aus Prag! Seit September 2016 leben wir berufsbedingt in Prag. Wir – eigentlich Rheinländer – haben sie schon voll in unser Herz geschlossen, diese Stadt! Deshalb dieser Blog, in dem wir Fotos und Kurzberichte über das posten, was diese Stadt so zu bieten hat und was wir so erleben. Wir, das sind:

Lieselotte Stockhausen-Doering und Detmar Doering

… und unser Hund Lady Edith! Wer sich in Prag einmal umschauen möchte, wird auf diesem Blog nach einiger Zeit sicher Interessantes finden, was nicht jeder zu sehen bekommt, der die Stadt besucht. Viel Spaß beim Lesen!

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