Die Tourismusbranche ist eine der von der Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Wirtschaftszweige. Hotels und Pensionen durften zwar am Montag wieder öffnen, aber der Fremdenverkehr steht nach wie vor still. So bleiben viele Fremdenzimmer leer, weswegen vor allem Prager Hotels kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Nun wurde ein Projekt gestartet, um die Tschechen selbst in die Hauptstadt zu locken.

Der Tourismus in Tschechien ist eine wichtige Einnahmequelle. Er macht knapp 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus und rund eine halbe Million Arbeitsplätze sind direkt oder indirekt vom Reiseverkehrswesen abhängig. In den letzten Jahren wurden immer wieder Rekordzahlen an Touristen verzeichnet, wobei die Deutschen die größte Gruppe an ausländischen Besuchern bildet. Nun stand der ganze Sektor still. Und mit ihm zahlreiche Hotels und Herbergen. Diese dürfen zwar seit dem 25. Mai wieder offiziell öffnen, aber das nehmen nicht alle Hoteliers in Anspruch. Die hohen Energiekosten und Löhne der Hotelangestellten decken sich oftmals nicht mit der mageren Belegung durch Gäste.

Besonders Prager Hotels betroffen

Besonders betroffen sind Prager Hotels, da diese größtenteils von ausländischen Touristen abhängig sind. In ländlicheren Gegenden machen auch vermehrt Tschechen Urlaub. „Einige Hotels, besonders Familienhotels, können dies nicht überleben. Die Hotelbesitzer werden es nicht einfach behalten, ich denke, sie werden verkaufen“, meint Viliam Sivek, CEO der Sivek Hotels und Vorsitzender des Tourismusforums. Er denkt nicht, dass die ausländischen Gäste durch Tschechen ersetzt werden können, da alle tschechischen Bürger, einschließlich Kleinkinder, mindestens acht Nächte in einem Hotel bleiben müssten, um der Hotelbranche zu helfen.

Prager Kampagne zur Rettung der Hotelbranche

Von der Stadt Prag wurde nun die Kampagne „In Prag wie zu Hause“ gestartet, um Prager Hotels zu helfen. Das Projekt wurde von Prague City Tourism, der Marketingfirma der Hauptstadt, ins Leben gerufen und wird am 1. Juli starten. Ziel ist es, den Tourismus in der Stadt durch tschechische Besucher anzukurbeln. So wird neben Prager Hotels, auch versucht, Kulturinstitutionen, Denkmäler oder Restaurants zu unterstützen. Die Kampagne verfügt über ein finanzielles Budget von 100 Millionen Kronen (etwa 3,66 Millionen Euro). Jeder Tscheche, der in Prag übernachtet, erhält einen Gutschein von 400 Kronen (etwa 15 Euro) pro Tag, wobei die maximale Anzahl pro Person vier Tage beträgt. Dieser Gutschein kann an festgelegten Orten wie beispielweise Museen oder Galerien eingelöst werden. Auch die Hotelpreise werden von der Kampagne bezuschusst, weswegen die Hoteliers ihre Zimmer viel günstiger anbieten können. Zudem bleibt der öffentliche Nahverkehr kostenlos. Bei der Kampagne werden nur herkömmliche Übernachtungsstätten bezuschusst. Private Unterkünfte, die beispielweise durch die Online-Plattform AirBnB vermietet werden, werden nicht unterstützt.

Einige Hoteliers sehen die neue Kampagne kritisch. Petr Lžičař von Le Hotels gibt zu bedenken, dass es der einheimische Tourismus in Prag trotz allem schwer haben wird, da es immer noch ein begrenztes Kulturangebot in der Hauptstadt gibt und man vor allem in Sommer mit hygienischen Einschränkungen konfrontiert sein wird.

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.